Seite:Lerne lachen ohne zu weinen 269.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Der Kaffee kann das nicht sein. Was für wirre Ideen – ich nehme jetzt den Kocher und …

Wart mal. Da steht er also – was tust du! (lauernd) Was tust du! Ich meine: wenn er da steht –?

Na, dumm …

Nein, sag mal: was tust du –? Schreist du –? Ich schreie.

Vielleicht schreie ich. Auf alle Fälle bekäme ich einen furchtbaren Schreck, so – mit Blutandrang nach dem Kopf, oder fließt das Blut dann ab, ich weiß nicht … dann das Gefühl unter den Haarwurzeln, die Luftbeklemmung … Himmeldonnerwetter, warum soll er denn da stehn, dein Gott? Dein lächerlicher Gott? Verflucht, wenn er nun wirklich?

Na, so. Damit die Sache einen rationalistischen Grund hat: wegen der hundert Fliegen, die du hier totgemacht hast. Sage mal, Mensch: warum klappst du eigentlich alle Fliegen tot, die an den Fenstern summen? Sie haben dir doch nichts getan! Aber nein, kaum siehst du eine, kaum hörst du eine, dann mußt du hingehen, und mit dem Notizbuch mußt du sie an die Scheiben kleben … sehr ekelhaft, wie das aussieht … so eine gequetschte …

Lachhaft. Warum? Weil sie jetzt voller Eier stecken; weil ich vielleicht Lust habe, hier nachher die ganze Brut im Zimmer zu haben! Es ist ja –

Weißt du, daß tragendes Wild geschont wird?

Du bist ein Happen dof. Sind Fliegen vielleicht Wild? So tief hinunter reichen die ethischen Ideen nicht … jetzt stehe ich also wahrhaftig hier im Schlafrock und philosophiere … laß mich endlich –

Momang. Wo hören deine ethischen Ideen auf, junger

Empfohlene Zitierweise:
Kurt Tucholsky: Lerne lachen ohne zu weinen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lerne_lachen_ohne_zu_weinen_269.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)