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Erwarte nichts. Heute: das ist dein Leben.

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Manchmal fahren zwei Eisenbahnzüge neben einander her, in derselben Richtung. Die Insassen des schnellern Zuges machen dann fröhliche Gesichter, sehen genau forschend hinüber, ein ganz klein wenig mitleidig. Die des langsamen Zuges schauen gleichgültig drein oder gucken gleichgültig fort. Schnellere Züge interessieren nicht sehr.

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Alles ist richtig, auch das Gegenteil. Nur: „Zwar … aber“ – das ist nie richtig.

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Der schönste Augenblick am Tag ist doch der, wo man morgens unter der Brause hervorkriecht und das Wasser von einem abtropft. Was dann noch kommt, taugt eigentlich nicht mehr viel.

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Der Zustand der gesamten menschlichen Moral läßt sich in zwei Sätzen zusammenfassen: We ought to. But we don’t.

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Dies ist, glaube ich, die Fundamentalregel alles Seins: „Das Leben ist gar nicht so. Es ist ganz anders.“

Empfohlene Zitierweise:
Kurt Tucholsky: Lerne lachen ohne zu weinen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lerne_lachen_ohne_zu_weinen_360.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)