Seite:Letzte Stunden, Tod und Begräbniß des hochwürdigen Herrn Pfarrers Wilhelm Löhe.pdf/20

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der Zukunft entgegen, und freue mich der Zeit, die über kurz oder lang mir anbrechen wird, wo ich mit meinem Meister wieder werde vereinigt sein und gemeinsam mit ihm den Heiland anbeten, den er euch und mich hier auf Erden anbeten, lieben und ehren gelehrt hat. Amen.

 Nach dem Schluß der Parentation sangen die Schwestern ihrem entschlafenen Hirten zu Ehren den feiernden Gesang:

 „O wie hoch und herrlich strahlt das Reich, da sich mit Christo freuen alle Frommen, geschmückt mit weißen Kleidern, folgen dem Lamme auf immer ewiglich“, und mit Gebet und Segen schloß die ernste Feier.

 Doch auch die Dorfgemeinde hatte die Sehnsucht und den Wunsch, daß auch in ihrer Mitte das Gedächtniß ihres Hirten gefeiert würde. Diesem Bedürfniß der Herzen kam Herr Professor v. Zezschwitz entgegen, indem er sich zu aller Dank und Freude bereit finden ließ, die auf den nächsten Tag fallende Epiphaniaspredigt zu übernehmen. Leider war keine Hand im Stande, die Predigt, in welcher das Gedächtniß des entschlafenen Hirten so schön in die Gedanken des Epiphanienfestes hinein verwoben war, so nachzuschreiben, daß wir die Erlaubniß des verehrten Herrn Verfassers zur Mittheilung seiner Worte in diesen Blättern nachzusuchen gewagt hätten; wir müssen uns daher an diesem Orte mit einem dürftigen Auszuge begnügen, und hoffen, daß uns hiezu die Genehmigung des verehrten Herrn Professors nicht fehlen wird.

 Zwei Gedanken – sagte er – treten in dem Festevangelium hervor. Der eine ist: Das Licht der Weihnachten wird scheinend in der Heidenwelt. Die Strahlen vom Christuskind in der Krippe leuchten ins Morgenland und scheinen die Erstlinge der Heiden an. Der andre Gedanke ist: Für die Gabe, die Gott der Menschheit in der Christnacht geschenkt hat, für die Gabe seines eingebornen Sohnes – nimmt die Menschheit nun in die Hand was sie hat, und bringt ihr Opfer: Gold, Weihrauch und Myrrhen.

 Ein schöner Festschluß – das Epiphanienfest am Ende des Weihnachtscyclus: Er hat gegeben, Er ist gegeben, und wir geben nun auch, geben was wir haben, was wir sind, opfern uns selbst und legen uns mit unsrer Gabe Ihm zu Füßen. Das ist die Summa unsers heutigen Evangeliums. Nur wie ein dunkler Hintergrund steht das freudentodte Jerusalem neben der hell erleuchteten, freudenvollen Heidenwelt, und der listige, falschherzige, feindselige König Herodes, der Vertreter der Weltmacht, mit dem heuchlerischen Opfer vor dem Christuskinde neben den Weisen mit dem Opfer ihrer Gaben und Herzen. Das ist unser Fest. Und wie pflegte es sonst an dieser Stätte gefeiert zu werden! Wie wart ihr gewohnt, daß man euch die Kerzen der Freude anzündete! Und wie wart ihr gewohnt, nicht blos das volle Opfer des Odems zu genießen, sondern vielmehr Gabe und