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„Heut Abend bring ich dir die Jungfrau; da setzt Ihr Euch beide zusammen, Ihr dürft aber nicht einschlafen, vor Mitternacht zwölf Uhr, wo ich selbst komme. Bist du denn eingeschlafen, so verlierst du den Kopf.“

Der Prinz war behutsam und dachte: „das möchte wohl gar das Schwerste sein, und als die Prinzeßin hereingeführt wurde, hieß er alle seine Diener in die Kammer kommen. Den Dicken stellt er gegen die Thür, daß kein Stäubchen hinein konnte und der Lange mußte sie alle umschlingen, daß keiner davon konnte. Nun, dacht er, würde es wohl gehen.

Sie wachten bis über eilf, da überfiel sie allesammt ein fester Schlaf, den sie nicht abwehren konnten, denn es war ein Schlaf, den die Zauberin gemacht hatte.

Es war nur noch eine Viertelstunde vor zwölf Uhr, da wachten sie auf, aber die Prinzeßin war, während sie schliefen, von der Zauberin fortgeschaft.

„Halt! sagte der Helle, und strengte seine Augen recht an; sie sitzt mitten in einem Felsen; aber ich kann bei Nacht nicht recht wißen, wie weit es wohl sein mag.“

Da horchte der Horcher! „Ja! sagte er, sie sitzt im Felsen und klagt jämmerlich über ihr Elend und spricht: der Prinz sei ihr Liebstes, seitdem sie ihn einmal gesehen, und nun müße sie in tiefer Felsenkluft sitzen. – Der Felsen wär aber kaum dreihundert Stunden weit.“

Der Lange nahm nun den mit den verbundenen Augen, und hockt ihn auf seinen Rücken, und trug ihn in einigen Minuten zu dem Felsen hin. Hier nahm er ihm die Binde hinterwärts ab, und der Felsen zersprang in viel Millionen Stücken, daß es krachte, und im Augenblicke schlug er die Augen zu, und verband sich wieder mit