Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/270

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Mittag sein. Da wird vor dem Schloße ein großer Haufen Soldaten liegen, die allesammt schlafen und schnarchen. Geh du nur mitten durch sie hin, sie werden gewiß nicht erwachen. Geh grade im Schloße fort, so kommst du in eine Stube, wo der Goldvogel im hölzernen Käfig liegt. Daneben hängt aber ein Käfig von Gold, in den sollst du den Vogel nicht stecken. Das merk dir! Und nun setze dich auf.“

Nun ging es über Stock und Stein, und sauste nur so, und gegen Mittag waren sie am Schloße und die Soldaten schliefen, und im Schloße schlief auch alle Welt.

Glücklich kam der Bursche bis in den Saal, wo der Vogel nur im schlechten Holzkäfig hing, obwohl sich neben ihm der wundersam glänzende Goldkäfig befand.

Glanz und Gold haben schon Viele verblendet, und verblendeten ihn auch. Was soll es in aller Welt denn schaden, dacht er, den Vogel in den schönen Käfig zu setzen? Es läßt sich ja gar keine Ursach davon angeben!“

Der Vogel hatte ganz ruhig geseßen, als er mit dem Käfig herabgenommen wurde und sich greifen laßen, aber als der junge Bursch ihn in den Goldkäfig stecken wollte, erhebt er ein solches Mordgekreisch, daß Alles im Schloße aufwacht. Der Vogeldieb wird gefangen genommen und am andern Morgen von dem König zum Tode verurtheilt. „Jedoch, sagte der König, sollst du Gnade erhalten, und den goldenen Vogel noch obendrein, wenn du mir das goldene Pferd bringen kannst, welches geschwinder läuft als der Wind.

Da macht er sich bekümmert auf den Weg, denn er wußte viel davon, wo das goldene Pferd zu finden sei.