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putzte sie das Kind noch ein wenig und strich ihm das Käppchen recht glatt.

Das Kind versprach der Mutter, es wolle recht folgen und bei Leibe vom Wege nicht abgehen. Es freute sich aber, daß es zur Großmutter gehen durfte und konnte ihr Etwas bringen.

Als es nun unterwegs so am Walde vorbeikam, schien die Sonne recht lieblich hinein, und es sahe gar schöne Blumen drin stehen. „Ih! dachte es, ein bißchen so vorn im Walde da darfst du wohl gehen, die schönen Blumen zu pflücken, da wird der Wolf wohl nicht sein.“

So ging es ein wenig vorn in den Wald und pflückte die Blumen, und sah immer schönere und noch schönere stehen, und kam immer tiefer und tiefer in den Wald.

Da kommt der Wolf eben daher, aber das Kind kannte ihn nicht und fürchtete sich auch nicht vor ihm, denn der Wolf hatte ein freundliches Gesicht angenommen, weil er Böses zu thun gedachte, da konnte man es so leicht nicht merken, welch ein heilloses Thier er war, als wenn er grimmig hätte ausgesehen.

Der Wolf sagte: „Guten Morgen, Rothkäppchen; wo willst du so früh denn schon hin?“

„Schön Dank, sagte Rothkäppchen; ich will zur Großmutter, die ist krank und kann nicht aus dem Bette; da bring ich ihr Kuchen und Wein, daß sie wieder gesund wird, das habe ich hier unter der Schürze.“ Damit deckt es das Schürzchen von der Seite auf und zeigte es ihm.

„Wo wohnt denn deine Großmutter, lieb Rothkäppchen?“ „Weißst du das nicht? sagte das Kind. Ih die wohnt ja nicht weit von dem Walde, dort in dem grünen Hause, unter den drei