Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/380

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Auf dem Wege sahe er einen Haufen Kinder, die hatten eine Maus an einer Schnur und warfen sie ins Waßer und zogen sie wieder heraus. Da bat er die Kinder barmherzig zu sein und die Maus laufen zu laßen, die aber sagten trotzig: „Was geht das dich an? Wir laßen sie nicht!“ Da gab er ihnen eine Klafter des Tuches und die Maus war befreiet.

Bald darauf fand er einen Haufen anderer Kinder, die hatten einen jungen Affen gefangen, den schlugen sie und schlugen ihn sehr, und sagten: „Spring! spring ordentlich! spring beßer!“ Aber der junge Affe konnt es noch nicht und machte jammervolle Gebehrden.

Der Mann erbarmte sich des Affens und wollte ihn losbitten, aber weil ihn die Kinder nicht losließen, gab er ihnen die zweite Klafter Tuch, da ließen sie ihn los.

Weiter davon hatte ein Haufen Knaben einen jungen Bären, auf welchem sie ritten und ihn prügelten. Da mußte er sein letztes Tuch hingeben, ehe sie den Bären in den Wald ließen.

Nun hatte der Mann nichts zu handeln und nichts zu zehren und dachte: „Was soll ich nun anfangen?“

Als er so denkend weiter ging, fand er auf einer Schilfwiese ein großes Stück seidenes Zeuges mit Goldblumen durchwirkt, das war sehr kostbar. „So hat denn, sprach er zu sich selbst, der Himmel das Tuch siebenfältig ersetzt, um der Barmherzigkeit willen, die du geübt hast.“ Aber bald dachte er anders.

Es kamen Leute daher und sahen das Zeug und fragten: Woher hast du das kostbare Seidenzeug? Das Zeug ist mit andern Stücken aus der Schatzkammer des Chans gestohlen. Nun haben wir endlich den Dieb gefunden; aber, wo hast du die anderen Sachen?“