Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/470

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Er schritt hindurch, und als er hindurch war, wurden die Blumen hinter ihm sogleich wieder zu Dornhecken, darum vielleicht, daß kein anderer Prinz ihm etwa des lieblichen Rösleins wegen nachschliche, denn er war der Rechte, der es erlösen sollte.

Als er ins Schloß kam, schlief Alles noch so, wie es eingeschlafen war, König und Königin, Diener und Dienerinnen, Pferde und Hunde, Katzen mit der athmenden Maus im Maule, Koch und Küchenfeuer, gebratene und nicht gebratene Tauben, – schliefen und schniebten mit dem Athem laut und stark, und wo er hinging, da lags im Schlaf, sanft und süß und stille und nichts hörbar als der Athem.

„Ja! sagte der Prinz, wenn ich nur wüßte, wie ich die wieder aufwecken könnte, denn in einem natürlichen Schlafe liegen sie doch gewiß nicht. – Und wo ist denn das schöne Röslein; das möcht ich doch gar zu gern sehen, zumal wenn sie so herzensgut ist, als der alte Mann gesagt hat, weil das eben das Schönste an der Schönheit ist, wie ich glaube.“

So hatte er mancherlei Fragen, worauf er aber keine Antwort erhielt, besahe sich Alles, hielt seine Selbstgespräche, daß alle Welt so ruhig und fromm da läge, und Keins dem Andern Leides thue, und kam auch zu kleinen Kindern, die hatten ihre Püppchen im Arm und hatten sie an ihr Herz gedrückt und lächelten im Schlafe, und fand kleine Hundchen, die an der Mutter sogen und mit ihr schliefen. – Ja dergleichen fand der Prinz viel, aber Dornröslein fand er nicht, und wanderte in dem geräumigen, weiten Schloße weiter und immer weiter.

Er kam zuletzt in den alten Thurm, der noch immer offen stand, er stieg die Treppen hinauf, er kam in das Stübchen, wo Dornröschen umgesunken war und schlief. Er knieete neben dem holden