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anhatte, veilchenblau mit roten Tupfen, an zwei Stellen löcherig waren. Er schwatzte darauf los wie ein bezahlter Wahlredner, qualmte wie eine Kleinbahnlokomotive und trank ab und zu einen Schluck Bier.

Mit einem Male verloren seine Augen ihren Glanz und seine Stirn bedeckte sich mit Runzeln. Er hatte bemerkt, daß die Gnädige hinter der Hand gähnte und das verletzte ihn. Auch schien es ihm so, als mache sie sich über ihn lustig, denn er hatte einen von den spöttischen Blicken erwischt, die sie mir zuwarf, und so kehrte er den deutschen Mann heraus, den ernsthaften, wissenschaftlich gebildeten, und frug: „Sagen Sie mal, gnädige Frau, zu was lassen Sie den Ornythorhynchus und die Echidna, was doch Säugetiere sind, Eier legen? Ich finde das etwas, wie soll ich sagen, unsystematisch!“ Die Hausfrau sah ihn verloren an, dachte einen Augenblick nach und meinte dann: „Ach so, Sie meinen die verkorksten Australier, das Schnabeltier und den Ameisenigel? Wissen Sie, in der wissenschaftlichen Nomenklatur, so heißt es doch, kenne ich mich nicht aus; es wimmelt da ja von Synonymen. Tja, sehen Sie, Herr Meyer, wenn ich ehrlich sein soll, ich weiß selber nicht, wie ich dazu kam, denn es ist schon eine ganze Weile her, als ich in jener Ecke das Kochen lernte. Ich glaube, ich hatte damals vor, alle Tiere Eier legen zu lassen, aber dann hatte ich etwas anderes zu tun und vergaß die ganze Geschichte. Ich wollte es noch ändern, aber es kam mir immer so viel dazwischen; na, und so verblieb es.“

Meyers Zigarre kohlte, ein Zeichen, daß die Grundfesten seiner Seele zu knacken begannen. Er zog heftig, verschluckte sich, gremsterte erheblich und fuhr dann mit einem gewissen Unterklange von Überhebung in der Stimme fort: „Überhaupt, Frau Natur, ich finde, daß Sie das, was Sie bezwecken, mit viel mehr Ersparnis an Material bewerkstelligen könnten. Zum Beispiel legt der Hering, sagen wir einmal eine Viertel Million Eier, oder sind es mehr?“ Die Hausfrau

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Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/140&oldid=- (Version vom 1.8.2018)