Seite:Luther Das Newe Testament Deutzsch 389.jpg

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21 Darumb so legt abe alle vnsauberkeyt vnd alle boßheytt, vnd nempt das wortt auff, vnd last es mit sanfftmutigkeyt eyngepflantzt seyn, das ewre seele kan selig machen, 22 Seyt aber thetter des wortts vnnd nit horer alleyn, damit yhr euch selb betrieget, 23 Denn so ymand ist eyn horer des worts vnd nit eyn thetter, der ist gleich eynem man, der seyn leyplich angesicht ym spiegel beschawet, 24 denn nach dem er sich beschawet hat, gehet er hyn dauon, vnd vergisset, wie er gestallt war, 25 Wer aber durchschawet ynn das volkomen gesetz der freyheyt, vnd drynnen beharret, vnd ist nicht eyn vergesßlicher horer, sondern eyn thetter, der selb wirt selig seyn ynn seyner that.

26 So aber sich yemand lest duncken, er diene Gott vnter euch, vnd hellt seyne zungen nicht ym zaum, ßondern verfuret seyn hertz, des Gottis dienst ist eytell, 27 Eyn reyner vnd vnbefleckter[1] Gottis dienst fur Got dem vater, ist der, die weysen vnnd witwen[2] ynn yhrem trubsall besuchen, vnd sich von der wellt vnbefleckt[3] behalten.

Das ander Capitel.

Ljeben bruder halts nit da fur, das der glawb an Jhesu Christ vnsern hern der herligkeyt, ansehung der person leyde, 2 Denn so ynn ewr versamlunge keme, eyn man mit eynem gulden fingerreyff vnd mit eynem herlichen kleyde, Es keme aber auch eyn armer ynn eynem vnsaubern kleyde, 3 vnd yhr sehet auff den, der das herliche kleyd tregt, vnd sprechet zu yhm, Setze du dich her auffs beste, vnd sprechet zu dem armen, stand du dort odder setze[4] dich her vnter den fusßbanck meyner fusße, 4 Jsts recht, das yhr solch vnterscheyd bey euch selbs macht vnd richtet nach argen gedancken?

5 Horet zu, meyne lieben bruder, Hat nicht Gott erwelet die armen auff diser wellt, die am glawben reich sind vnd erben des reichs, wilchs er verheyssen hatt, denen, die yhn lieb haben? 6 yhr aber habt dem armen vnehre than, [392] Sind nicht die reichen die, die euch vberweldigen, vnd zihen euch fur die gerichte? 7 verlestern nicht sie den gutten namen, dauon yhr genennet seyt?

Leuit. 19.8 Szo yhr das konigliche gesetze vollendet nach der schrifft, Habe deyn nehisten lieb als dich selbs, so thut yhr woll, 9 so yhr aber die person ansehet, thut yhr sunde, vnd werdet gestrafft vom gesetz, als die vbertretter, 10 Denn ßo yemand das gantze gesetz hellt, vnnd sundiget an eynem, der ists gantz schuldig, 11 Denn der da gesagt hat, du sollt nit eehbrechen, der hat auch gesagt, du sollt nit todten, Szo du nu nicht eehbrichist, todtist aber, bistu eyn vbertretter des gesetzs, 12 Also redet vnnd also thutt, als die da sollen durchs gesetz der freyheyt gerichtet werden, 13 Es wirt aber eyn vnbarmhertzig gericht vber den gehen, der nit barmhertzigkeyt than hat, vnnd die barmhertzigkeyt rhumet sich widder das gericht.

14 Was hilffts, lieben bruder, so yemand saget er habe den glawben vnd hat doch die werck nit? kan auch der glawbe yhn selig machen?

Empfohlene Zitierweise:
Martin Luther: Das Newe Testament Deutzsch. [Melchior Lotther d. J. für Christian Döring und Lukas Cranach d. Ä.], Wittenberg 1522, Seite 383. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luther_Das_Newe_Testament_Deutzsch_389.jpg&oldid=- (Version vom 7.10.2016)
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