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„Bei Menschen wir nähten –
Und halfen und spähten,
Wir spannen und stickten –
Und brauten und flickten;
Ja, halfen den Menschen an allen Enden
Mit flinken, geschicktesten Heinzelhänden.“

Kaum waren die letzten Worte verklungen, als abermals von einer anderen Seite her eine Schar des kleinen Völkchens herangesprungen kam, die kichernd sich also vernehmen ließ:

„Wir waren bei Menschen,
Die Hilfe nicht wert,
Und machten zum Schabernack alles verkehrt:
Wir stahlen und neckten,
Verwirrten, versteckten,
Zerbrachen, verstopften,
Zerstachen und klopften.
Denn das sind von alters her stets wir gewohnt:
Daß Böses bestraft wird, doch Gutes belohnt!“

Sie kicherten und tuschelten miteinander, als sie den schier gänzlich verwirrten Gesellen in ihrer Nähe erblickten; doch schienen sie ihm wohlgesinnt, denn sie klatschten vergnüglich in die Hände und setzten sich behaglich auf ihre Stühlchen.

Plötzlich sprangen sie wie auf Kommando auf, in strammer Haltung stehen bleibend, denn es nahte der König der Heinzelmänner.

Mit großer Würde schritt er daher, ein goldenes Krönlein im weißen Haar und angetan mit samtenem, ganz mit Edelsteinen besetztem Mantel, dessen Schleppe drei Heinzelmännlein trugen. Dann folgten sechs Heinzelmänner, sie halfen dem König auf seinen Thron und setzten sich auf sechs Stühlchen ihm zur Seite, während die drei Schleppenträger sich auf den Stufen zu Füßen des Königs niederließen.

Empfohlene Zitierweise:
Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipzig: Leipziger Graphische Werke AG, 1927, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_146.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)