Seite:Märchen (Montzheimer) 157.jpg

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Zappelndes in der Hand, doch entgeistert starrte er seine Beute an, die mit kläglichem Stimmlein flehte:

„Meister Anselm, laß mich los,
Du zerreißt mir Wams und Hos’!“

Doch ungerührt hielt der Goldschmied mit eiserner Faust den Besitzer des Stimmleins fest, diesen fragend, wer er sei. Doch die beinah trotzige Antwort kündete:

„Nur ein freier Heinzelmann
Rede stehen will und kann.“

„Aha, du Schelm, also ein Heinzelmann bist du!“ frohlockte Meister Anselm, sich das langbärtige Männlein, das nur noch heftiger zappelte, betrachtend. „Hast mir wohl gar mein Feuer verdorben?“ Da entwand sich der Kleine mit geschicktem Ruck der fesselnden Hand und hüpfte behende auf das obere Herdgesims, mit seinen Zeigefingern die entsprechende Bewegung zu seinen Worten machend:

„Aetsch, ätsch – Meister Schmitz, kannst mich nun nicht mehr quälen,
Bin dennoch entschlüpft; darfst mich nimmermehr schmälen.
Dein Feuer hab’ oft ungesehn ich geschürt,
Nur heute hast du meine Ungnad’ verspürt.“

„Wodurch habe ich denn diese verdient?“

„Zürnst zu Unrecht dem Gesellen,
Weil er Auskunft dir verwehrt;
Darfst kein schlimmes Urteil fällen,
Weil er tut, was ich begehrt.
Wendelin hat Herz wie Gold,
Drum sind ihm die Heinzel hold.“

Mit großen Augen vernahm der Meister diese Rede, und nach einigem Hin- und Herfragen wußte er zwar nicht das

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Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipzig: Leipziger Graphische Werke AG, 1927, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_157.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)