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Reinlichkeitsfrage überhaupt, wird nicht nur in den Schützengräben, sondern auch in den Ortschaftsquartieren stetige Aufmerksamkeit geschenkt. Die typhusverseuchten Dörfer dieses französischen Grenzgebietes sind von den deutschen Soldaten rücksichtslos gereinigt worden, die ungeordneten Misthaufen, die sonst überall vor den Haustüren lagen, diese Typhusherde erster Ordnung, sind entfernt und an ihrer Stelle junge Tannenbäume angepflanzt worden, die der Straße ein freundlicheres Aussehen verleihen. Die Einwohner wurden gezwungen, Latrinen oder Aborte, die in den meisten Häusern unbekannte Luxusgegenstände waren, für ihren eigenen Gebrauch oder für die Soldaten anzulegen. In der ganzen Landschaft war zur Friedenszeit der Typhus endemisch, wie die in den Gemeinde- und Kreisarchiven aufgefundenen französischen Amtsberichte feststellen. Die Bevölkerung wird jetzt auch zur regelmäßigen Straßenreinigung angehalten. Den durch die Wegschaffung der Misthaufen breit und stattlich gewordenen Straßen und Dorfplätzen haben die deutschen Soldaten heimatliche Namen beigelegt. Man liest da auf den Tafeln an den Straßenecken: Zittauerstraße, Dresdenerstraße, Friedrich-Augustplatz, Kaiser Wilhelm-Platz, und dergleichen. Für jede Gemeinde ist eine Gesundheitskommission, bestehend aus einem Arzt, einem Truppenoffizier und einem Unteroffizier eingesetzt, zur ständigen Kontrolle über die Befolgung der von den Militärärzten vorgeschlagenen,

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/213&oldid=- (Version vom 1.8.2018)