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Eine schwarze Rauchwolke steigt zum Himmel empor. Am Fernsprecher wird gemeldet, daß zwei Mann durch Granatsplitter verwundet sind.

Die Abenddämmerung ist mittlerweile eingebrochen. Heute abend ist Ablösung der Vorposten und der Besatzung der Schützengräben. Dabei hat der Berichterstatter nichts zu schaffen. Die Vorbereitungen dazu werden nach Einbruch der Dunkelheit alle Offiziere in Anspruch nehmen. Die Zeit ist gekommen, mich zu verabschieden. Aus dem brennenden Gebäude steigt jetzt eine mächtige Feuersäule empor, die meinen Rückweg nach Wittelsheim beleuchtet. Das Geschützfeuer wird mit zunehmender Dunkelheit schwächer und schwächer und verstummt endlich ganz, als ich in Wittelsheim anlange, wo ich erfahre, daß einige französische Granaten auch dort hinüber geflogen sind. Im Kraftwagen fahre ich nach Mülhausen zurück. In der stockdunkeln Nacht begegnen mir lange Wagenkolonnen und Kompanien, die auf dem Marsch in die vordere Linie sind. In lautloser Stille bewegen sich die düsteren Kolonnen der Feldgrauen durch das Dunkel der stürmischen Nacht.

Im sturmkündenden Morgenrot war der Tag aufgegangen, im Feuerrot des Kriegsbrandes und im Sturmwinde geht er zur Neige.

II
Bei Ober-Burnhaupt

Ein Sturm von seltener Heftigkeit hatte in der Nacht vom 15. auf den 16. Januar getobt,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/229&oldid=- (Version vom 1.8.2018)