Seite:Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts Zweiter Band.pdf/650

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
4. Das Jüngste Gericht im Dom zu Speyer. Fresco nach dem Carton Johann Schraudolph’s.

III. Zeichnungen, Aquarelle.

1. Johann Friedrich, Herzog zu Sachsen, in pelzverbrämtem Mantel. Aquarell. fol.
2. Sibylla von Cleve, Gemahlin des Kurfürsten Johann Friedrich v. Sachsen, mit Federhut u. Halsschmuck. Aquarell, fol.
1. u. 2 E: Samml. Maillinger, München.
3. Aus Schiller’s „Fiesco“. Carton in Kreide. – Münch. Glasp. 76.
4. Sechs Zeichnungen zu Schiller’s „ Turandot“. – Münch. int. KA. 79.
5. Erzählungen aus deutscher Heldensage. Bez: Claudius Schraudolph 1874. Carton zu den in Photogr. erschienenen Illustrationen von Scheffel’s „Ekkehard“. München, Verlag für Kunst u. W.

Schraudolph, Johann, Historienmaler, geb. zu Obersdorf im Algäu am 13. Juni 1808, gest. zu München 1879, wurde Schüler der Münch. Akad. unter Schlotthauer u. Cornelius, denen er bei Ausführung der Glyptothek-Fresken behilflich war, u. malte dann nach H. Hess’schen Cartons in der Allerheiligenkirche u. in der Basilika zu München. Er erwarb sich bei diesen Arbeiten das Vertrauen des Meisters in so hohem Grade, dass Hess ihn auch bald nach eigenen Compositionen malen liess. 1844 unternahm Joh. Schraudolph seine Romfahrt. Nach seiner Heimkehr wurde ihm auf Vorschlag von Hess die Ausschmückung des Doms zu Speyer übertragen, eine Aufgabe, die König Ludwig nur in berufene Hände gelegt wünschte. Den Vorstudien für die Speyrer Fresken-Cyclen, über deren Ausführung er sich auch bei Overbeck Rat holte, war namentlich die italienische Reise gewidmet. Die Compositionen für die Bilder der Kuppel u. der drei Chöre sind von seiner Hand, wie er denn auch die meisten Cartons selbst zeichnete; mehrere im Schiff dagegen von seinen Gehilfen u. Schülern, da die Bewältigung des Werks seine Kräfte überstiegen hätte. Die Mitarbeit an den Fresken u. die Cartonzeichnungen für Glasgemälde beschränkten die Oelmalerei des Künstlers, die auch nur religiöse Darstellungen bietet. Johann Schraudolph war seit 1849 Professor an der Münchener Akademie u. zwar vorzugsweise für religiöse Malerei.

I. Oelgemälde.

1. Die heil. Jungfrau mit dem Jesuskinde. Bez: 1840. Auf Holz. h. 0,28, br. 0,25. E: Neue Pin. München. Ein Bild „Maria mit dem sie liebkosenden Christkinde“, gest. von J. M. Enzing-Müller. gr. fol. Münch. KV.-Bl. 1841. Ein Bild: „Maria mit dem Jesuskinde“ erschien im Stich von Alex. Rordorf. fol.
2. Die heil. Agnes mit dem Lamme. Bez: 1842. h. 0,74, br. 0,54. E: Münch. Neue Pin. Gest. von A. Volckert 8. – Münch. KV. 43 u. 45.
3. Ruth u. Noemi. Ungefähr h. 3′, br. 4′. E: Graf Belvèse, Paris. – Münch. KV. 44; Par. WA. 67. Abb. „Denkm. d. K.“ Taf. 125, nach einer Orig.-Zeichn. des Künstlers; Lithogr. von P. Herwegen, gr. qu. fol. Salzburger KV. f. 1863.
4. Die Anbetung der Hirten u. der drei Könige. E: Maximilianeum in München. – Linienstich von Karl Kräutle. roy. qu. fol. Württemb. KV.-Bl. f. 1859/60.
5. Christus heilt die Kranken. (Matth. XI, 2–5.) Bez: 1862. h. 3,63, br. 5,28.
6. Maria mit dem Jesuskinde u. dem kl Johannes. Bez: 1863. h. 0,82, br, 0,72.
7. Maria u. Magdalena in Begleitung des Johannes auf Golgatha sehen Christus an das Kreuz nageln. Ganze lebensgr. Figuren. Bez: 1863. h. 1,95, br. 1,20.
5–7 E: Neue Pin. München.
8. Der reiche Fischzug Petri. Bez: 1865. h. 1,19, br. 1,81.
9. 10. Zwei Bilder: Schwebende Engel. Auf Kupfer, je h. 0,17, br. 0,14.
8–10. E: Neue Pin. München.
11. Mariä Verkündigung. Auf Holz. h. 0,31, br. 0,23. Gest. von J. Leudner. kl. fol.
12. 13. Zwei schwebende Engelpaare, musicirend. Goldgrund, je h. 0,29, br. 0,24. – Par. WA. 67.
11–13. E: Oeffentl. Kunstsamml. Basel, Stiftung von Frl. Emilie Linder.
14. Esther vor dem Könige Ahasverus. – Münch. KV. 67; Wiener 3. allg. d. KA. 68.
15. Madonna, von Engeln u. Heiligen verehrt. – Münch. KV. 73.
16.–20. Fünf Oelgemälde auf Goldgrund für die russisch-griechische Kirche zu Ssergiewsk im Gouv. Orenburg: Maria mit dem Kinde u. Johannes; Christus u. die Kindlein; Das Abendmahl; Der Engel Gabriel; Der Engel Raphael. Gemalt im Auftrage des Herzogs v. Leuchtenberg.

II. Wandgemälde.

1. Joh. Schraudolph’s Beteiligung an der unter Hess’ Leitung ausgeführten Freskenausmalung der von L. v. Klenge erbauten Allerheiligen-Hofkirche zu München. Die Mitgehilfen Schraudolph’s waren C. Koch, J. B. Müller, A. M. Seitz u. A. Inhalt der Fresken, die sich über zwei Kuppeln u. die Chornische verbreiten, ist eine symbolische Darstellung der Dreieinigkeit, in der ersten Kuppel Gott Vater, in der zweiten der Sohn, in der Chornische die Wirkungen des heiligen Geistes schildernd. (Vgl. Heinr. Hess Bd. I.)
2. Joh. Schraudolph’s Beteiligung an der von Heinrich Hess u. unter dessen Leitung ausgeführten Freskenausmalung der von G. F. Ziebland erbauten Basilika des heil. Bonifacius zu München. Von den zwölf grösseren u. den dazwischenliegenden zehn kleineren Compositionen aus dem Leben des Heiligen hat Joh. Schraudolph folgende fünf grössere u. drei kleinere gemalt:
I. Bonifacius predigt den heidnischen Friesen das Christentum. Gest von J. Burger, gr. qu. fol.
1) Er wird durch einen Boten des Papstes nach Rom berufen.
II. Bonifacius wird von Gregor II. in der Peterskirche zum Bischoff geweiht. Gest. von H.Walde, gr. qu. fol.
2) Dem im Walde Verirrten bringt ein Vogel einen Fisch zur Nahrung.
III. Bonifacius fällt die dem Thor geweihte Eiche im Thüringer Walde. (Letztes Bild der nordwestl. Seite, dem Hochaltar gegenüber.) Gest. von Fr. Zimmermann. gr. qu. fol.; Abb. in Pecht „Gesch. der Münch. Kunst im 19. Jahrh.“
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1898/1901, Seite 645. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Malerwerke_des_neunzehnten_Jahrhunderts_Zweiter_Band.pdf/650&oldid=- (Version vom 17.11.2023)