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Tuluma noch ein paar Abschiedsworte. Es war nicht viel Herzlichkeit darin. Der weißhaarige Eimerschädel von Häuptling fühlte wohl unbewußt meine ganz geringe Sympathie für Mastilo. Und das mochte ihn mißtrauisch gemacht haben. Diese Naturmenschen besitzen ja eine erstaunliche Beobachtungsgabe, sind förmlich Gedankenleser und Augendiagnostiker – letzteres freilich in anderer Art als die Naturheilkundigen und ähnliche Charlatane von Menschheitsbeglückern, die von der Natur keine Ahnung haben und deren famose Augendiagnose mich an die Methoden der Herren Medizinmänner der Tehuelchen erinnert, die zumeist den Patienten, ob diese nun an Brechdurchfall, Ausschlag oder Halsschmerzen leiden, in die Augen … spucken.

Als wir die unterste der Terrassen hinter uns hatten und sich nun vor uns das steinige Hochplateau endlos weit nach Osten zu ausbreitete, stieg Coy wortlos in den Sattel und trabte davon – mit einem so merkwürdig verschlossenen Gesicht, daß ich mir jede Frage verkniff, welchem Ziele wir zustrebten. Überhaupt hatte sich meines braunen Freundes Wesen mit einem Schlage von dem Moment an vollständig geändert, wo er dem Chilenen mit so deutlicher Verachtung von dem Gerechtigkeitsgefühl der Araukaner gesprochen und ihn auch an den einstigen Machtbereich der jetzt überall unterjochten Indianerstämme erinnert hatte.

Eine schmale, aber nach Süden hin scheinbar endlose Waldkulisse trennte uns jetzt von den Thonecas, die ebenfalls bereits über die Hochebene in weiter Ferne daherkamen. Coy sprang aus dem Sattel. Nahm die Taschen aus Seehundsfell von den Sattelhaken, warf sie sich über die

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/145&oldid=- (Version vom 1.8.2018)