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über die Säulen hin, über den Hintergrund des Domes, der von einem farbenfrohen Gewebe gebildet wurde, wie es die Frauen der Araukaner aus Baumrinde herzustellen wissen – ein mächtiger Teppich, ein Künstlerwerk, bunt und wundervoll, voller Figuren, Reitern, Hirschen, Straußen, Pumas, in der Mitte ein Oval: ein einzelner Reiter: König Tounens!

Befangen mein Blick auch von den Reichtümern, die hier in geschmackvollen Pyramiden aufgestapelt waren … Gold … Gold …

Und meine Freunde aus der Gallegos-Bucht lebten in bitterster Armut, während hier Millionenwerte aufgehäuft waren, dachten nicht daran, auch nur das geringste Stück dieser Kostbarkeiten zu veräußern.

Meine Augen blieben wieder auf dem Araukanerkönig haften – auf dem Orden auf seiner Brust.

Orden … – Nun wußte ich: Braanken hatte den Orden von hier gestohlen!

Nun wußte ich: Edith Gordon hatte gleichfalls diese Stätte besuchen wollen, über deren Existenz längst in den Hafenstädten Chiles allerlei vage Gerüchte umgingen. –

Miß Gordon hat das Mausoleum König Tounens’ in ihrer Artikelserie in der Londoner Times später weit ausführlicher geschildert als ich es hier in der Überzeugung tue, daß Worte stets nur Worte bleiben und daß nur eigenes Schauen die erhabene Eigenart dieser Grabstätte vollkommen würdigen kann. Miß Gordon hat aber auch ihr Versprechen gehalten und ihre Niederschrift so abgefaßt, daß ein Uneingeweihter dieses Gletschermausoleum nie finden wird, ganz abgesehen

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/155&oldid=- (Version vom 1.8.2018)