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treffen, wirkt so halb als Säge, und wer die nötige Kraft hat, erlebt die Freude, den Leib des Reptils[1] sich ohne Kopf hin und her schnellen zu sehen … Übrigens sind die Klapperschlangen hier so tief im Süden die einzigen „Giftmischer“ außer der Latrodektes Terrifilis, der Giftspinne, und der gefährlichen Chapo-Ameise. – Da ich diese meine Erinnerungen niederschreibe, wie nur gerade der Schnabel gewachsen ist (das heißt also: die wechselnde Stimmung meiner „Arbeitsstunden“ wird sich wohl in Form und Ausdruck des Niedergeschriebenen widerspiegeln), will ich hier getrost noch eine Bemerkung über die Chapo-Ameise einstreuen. Freund Coy hatte mir mal aus Skyring (und das ist die „Großstadt“ für uns) ein Buch mitgebracht, einen zerfetzten Schmöker, dem die ersten Seiten fehlten und den der „Warenhaus“-Besitzer dort zum Waren einwickeln benutzt hatte. Dieses dicke Werk über Südchile, insbesondere über die zahllosen deutschen Ansiedlungen hatte einen deutschen Farmer Erwin Winter zum Verfasser. Winter schreibt in dem Buche, das 1899 in Valdivia erschienen war, daß die Chapo-Ameise auch ruhendes Wild überfällt und mit Vorliebe sich in den Augenwinkeln festsetzt und dort eitrige Entzündungen hervorruft, die leicht zur Erblindung führen. Coy und ich können dies von unseren Jagdausflügen her bestätigen, denn wir haben viermal in Hirschrudeln blinde Tiere festgestellt, die von den übrigen bei der Flucht fürsorglich in die Mitte genommen wurden. Für den Tierfreund ist dies vielleicht recht interessant. Das Kameradschaftsgefühl der Tiere lernte ich auch früher schon kennen. Renntiere, die sich einen Hinterlauf gebrochen hatten, wurden von

  1. Vorlage: Reptiels
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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/65&oldid=- (Version vom 1.8.2018)