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Dann noch zwei Terrassen – und wir standen am Rande eines etwa zehn Meter breiten Abgrundes, der sich von Nord nach Süd in unübersehbarer Länge hinzog.

Kiefern und Burgbuchen hingen halb entwurzelt über die senkrechte Wand hinweg. Dort unten murmelte und plätscherte in nicht erkennbarer Tiefe ein Gletscherbach. Der Wind war schon eisig. Die Luft aber, die hier aus diesem Schlunde emporquoll, war Grabesluft, Gestank, Modergeruch.

Links neben uns zog sich ein Dornendickicht hin, vermischt mit den zähen gelblichen Ranken des wilden patagonischen Hopfens, der bis zur Schneegrenze zu finden ist und stellenweise ganze Hügel bildet, deren Gerüst, Kiefern, durch diese unbarmherzigen Würger längst erstickt und vermodert sind. Trotzdem behalten diese Gebilde auch ohne inneren Halt ihre Form bei, und gerade diese Dickichte sind’s, die der Puma bevorzugt, der selbst bis zu den Schneefeldern emporsteigt.

Coy sagte gedämpft: „Hinlegen, Mistre … Hinabschauen … Coy zufällig hierher kommen, zufällig sehen … – Hinlegen …“

Ich tat’s und schob den Kopf ganz weit vor.

Finsternis – nichts …

Der Mond reichte in diese Tiefe nicht hinab, die Sterne erst recht nicht.

Ich wagte noch mehr … Ich packte einen Kiefernast, der mir fest genug schien. Coy setzte sich auf meine Schenkel. Ich hing nun bis zum Bauche über dem Kanon …

Nichts …

„Coy, was sahst du …?“

„Licht und Frau, – Sennora, trugen Männeranzug

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/92&oldid=- (Version vom 1.8.2018)