Seite:Merlo - Haus Gürzenich zu Köln - 14.jpg

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(Gesch. der Stadt Köln III, S. 1007–1008), in Uebereinstimmung mit dem Fahneschen Irrthum, berichten würde, dass ein Haus „Eisengader“ oder, wie er es ein ander Mal nennt, „zum eisernen Gatter“ in den Gürzenich-Bau gezogen und dem Rathe „im Jahre 1440“ angeschreint worden sei.

     Die Stadt liess im Jahre 1441, in welchem die Bürgermeister Johann von der Arken und Johann von Heimbach die Regierung antraten, den Gürzenich-Bau beginnen. Die Koelhofsche Chronik berichtet Bl. 308a:

„Anno domini Mccccxli.
Dat dantz huys tzo Coellen
Gurtzenich genoempt.

In dem selven jair begonde die Stat Coelen tzo machen dat groisse koestliche dantzhuys boven Muren dat men noempt Gurtzenich. dae vur plaegen zo syn huysser, smetten, herbergen ind kouffhuser[1].“

     So war denn der alte Name Gürzenich wiederhergestellt und der festliche Frohsinn ward die nächste Bestimmung des Prachtbaus. Eine für die damalige Zeit ungeheuere Summe ist darauf verwendet worden, etwa 80 000 Goldgulden. Im dritten Bande der Rathsverhandlungen (Bl. 36) erhält man den Aufschluss darüber. Hier findet sich eine sieben Seiten füllende Eintragung aus dem Jahre 1474 mit der Ueberschrift: „Dit is geleysen up allen gaffelen ind den burgern ind ingesessen verkundigt, up sondach xiden dag in decembri anno lxxiiii“ und mit dem Passus:

„Gurtzenich.

Ouch is dat huys Gurtzenich in den zyden gebuwet worden dat by lxxxM gulden ind nyet dairunder gekost hait.“

     Das Bauwerk erhielt die Form eines länglichen, rechtwinkeligen Vierecks. Das äussere Mauerwerk ward aus Quader-, Basalt- und Tuffstein, mit Füllwerk aus Ziegelsteinen[2], aufgeführt und mit Zinnen


  1. Ein älterer Chronist, dessen Aufzeichnungen in Bd. II der Chroniken der niederdeutschen Städte mit der Ueberschrift: „Dit is die Coronica zo Collen“ abgedruckt sind, bemerkt beim Jahre 1441 (S. 184) in knapper Fassung: „In dem selven jair begunte de stat Coelne dat dantzhuis zo machen boven muiren.“ Die jetzige Martinsstrasse nannte man noch im 18. Jahrhundert „Oben-Mauren“.
  2. Prof. Mohr hat in seiner eben erschienenen Schrift: Köln in seiner Glanzzeit S. 242–249 auch dem Tanzhaus Gürzenich einen kleinen Aufsatz gewidmet und darin die Ansicht ausgesprochen, dass dieses Ziegelstein-Füllwerk [15] seit römischer Zeitrechnung die erste nachweisbare Wiederverwendung dieses Materials sei. Das Ausgabebuch der Mittwochs-Rentkammer für die Jahre 1370–1380 (Stadtarchiv) enthält jedoch schon eine Menge Positionen, welche die Beschaffung von Ziegelsteinen (Tzeilsteyne) betreffen. Am Mittwoch nach dominica sacramenti 1379 findet sich auch der Ziegelbäcker Johann genannt. In den Rathsprotokollen findet man beim Jahre 1411 eine interessante Eintragung „Von den Zielsteynen“. Es waren damals Klagen eingelaufen, dass die Ziegelsteine nicht mehr in herkömmlicher Weise formirt und gebacken würden. Der Rath verordnete, dass die Ziegelbäcker zum alten Brauch zurückkehren sollen, so dass 4 Ziegelsteine eines Fusses Dicke, jeder einzelne eines Fusses Länge und zwei eines Fusses Breite haben müssten. Dem Stadtwerkmeister Clais wurde die Beaufsichtigung auf seinen Eid anbefohlen.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_14.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)