Seite:Merlo - Köln im Jahre 1531 - 10.jpg

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in der Stadt vertheilt, die bei Tag und Nacht die Stunde verkünden, damit jeder sich danach richten mag. Dann berichtet Haselberg über die Verfassung der Stadt Köln. Es bestehen zweiundzwanzig Gaffeln oder Zünfte daselbst, jeder Bürger muss einer derselben angehören und ihren Satzungen Folge leisten. Eben so viele Bannerherren gibt es, die in den Kriegsrechten kundig sind und der Stadt Panier bewahren. Unter diesen Betrachtungen setzte er seinen Weg durch viele lange Strassen und Gassen der grossen Stadt fort, wobei er manches hohe Haus erblickte und alle Hanthierungen vertreten fand. Sein Ziel war das Rathhaus, „der Herren Haus“, worin der ehrbare Rath seine Sitzungen hält; er führt ein löbliches Regiment und ist mit grosser Weisheit auf den gemeinen Nutzen bedacht, „dem armen Volk zu Trost und Schutz“. Ausser den Rathsherren werden ihm auch die Vierundvierziger bekannt, die von den Zünften gewählt werden, um bei besonders wichtigen Veranlassungen den Rath zu verstärken. Alle Einrichtungen in der Stadtverwaltung findet er so vortrefflich, dass er stets bereit sein will, Köln zu preisen. Dem prächtigen Rathhausthurm mit seinem Reichthum an Bildwerk, aus Stein gehauen, mit einer Dreikönigen-Krone in der Höhe, wird besonderes Lob zu Theil. Die wissenschaftlichen Institute kommen an die Reihe, die Universität mit ihren vielen gelehrten Doktoren, dreizehn Kollegien, denen gelehrte Magister vorstehen; sie alle werden aus der Nähe und Ferne stark besucht und „viele Baccalauren macht man da“. Auch viele gemeine Schulen sind vorhanden. In seltsamem Uebergang gedenkt er dann der schönen Fräulein, die „zum Ziel schiessen“, womit er wohl die heirathsfähigen und heirathslustigen jungen Kölnerinnen meint, und bemerkt dann in nicht eben schmeichelhafter Weise, „zu Köln da wollen die Weiber Meister sein über alle Doktoren und Mannen. Wem das nicht zusagt, der bleibe von dannen.“ Die Pfarrkirchen, Kapellen und Klöster werden aufgezählt, wobei der Legende der h. Ursula und ihrer Jungfrauenschar ziemlich eingehend gedacht ist. „Keine schönere Jungfrau ward nie erhört; elftausend, alle von edlem Stamme, hat sie im Glauben bekehrt; mit ihr sind sie in den Tod gegangen und wurden zu Köln durch einen heidnischen König erschlagen. Ihr Heiligthum findet man da aufbewahrt.“ Seine Gedanken werden dann auf die hh. Dreikönige geleitet. Man wies ihn in den Dom, wo ihre Gebeine ruhen. Der wunderbare Tempel setzt ihn in Erstaunen, nirgendwo hat er desgleichen gesehen. Stände er im Bau