Seite:Michael Hummelberger. Eine biographische Skizze.djvu/5

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Michael Hummelberger.
Eine biographische Skizze.[1]

Von einem begeisterten und treuen Humanisten sollen diese Blätter berichten, von einem Philologen des sechzehnten Säculums.

Ein „Philolog des sechzehnten Jahrhunderts!“ Was will dies sagen? Nicht zu viel! Aber auch nicht wenig!

Allerdings an den stolzen Bau, die ausgebildete Technik, den Reichthum der heutigen philologischen Disciplin darf nicht gedacht werden, wenn von Philologen jener Tage gesprochen wird.

Denn was besassen diese an Vorarbeiten, welche Texte waren ihnen zugänglich, welche Commentare lagen den Forschern jener Epoche vor?

Relativ gering war der Fond des zu Tage geförderten Quellenstoffes, die Schlacken der Interpolationen, die Bornirtheit vieler Abschreiber, Fälschungen und zahlreiche mendae verbargen noch zumeist den reinen Text; Wort- und Sacherklärung, Staats- wie Privat-Alterthümer dämmerten in weiter Ferne. Ja beim Griechischen fehlte es selbst an Grammatiken und Wörterbüchern. Es war eben noch Alles zu thun. Indagation, Kritik, Emendation, Induction und Deduction, das waren die Geschäfte, die alle zugleich zu verrichten waren.

Mit Sicherheit sieht der Philolog unserer Tage auf den heimgebrachten Hort der Erkenntniss, den viele Gelehrtengeschlechter


  1. Ich behalte mir vor, diese Skizze in nächster Zeit zu einer eingehenden Monographie zu erweitern.
Empfohlene Zitierweise:
Adalbert Horawitz: Michael Hummelberger. Eine biographische Skizze. S. Calvary & Co., Berlin 1875, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Michael_Hummelberger._Eine_biographische_Skizze.djvu/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)