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Lorenz Christoph Mizler (1711–1778): Mizler Musikalische Bibliothek Bd4 1754

Z. E. wenn man eine plötzliche und grose Veränderung ausdrucken sollte, so könnte man aus bA dur in A moll gehen, wobey die gröste Quarte mit der grösten Sexte ihre Dienste thun würde. Siehe Fig. 9. Tab. II. Auf dem Clavier klingen freilich dergleichen Sätze noch schlechter als mit Singstimmen oder andern Instrumenten. Warum? #g und ba sind da nicht einerley. Bey ängstlichen Umständen könnte man auch die erniedrigte Sexte anbringen, z. E. wenn man den geängstigten Saul, so wie Fig. 10. singen liesse. Andere Mitglieder hingegen und zwar die meisten, halten dafür, daß diese Intervalle auch den besten Sängern nicht singbar wären, und also auch keine Würkung thun könnten, und daß man dergleichen Intervalle in der Ausübung gar wohl entbehren könnte. Wollte und müste man aber die Tonart sehr geschwind verändern, oder den geängstigten Saul singen lassen, so könnte dieses geschehen, ohne zu diesen Sonderlingen seine Zuflucht zu nehmen. Z. E. die schnelle Veränderung der Tonart, ist natürlicher wie Fig. 11. Tab. II. und der geängst[igt]e Saul singt besser ängstlich Fig. 12 und 13. Tab. III.

Endlich ist noch ein merkwürdiges Exempel anzuführen woraus zu sehen und zu hören, daß man nicht alles gleich tadeln müsse, wenn es wider die Regel zur seyn scheinet, oder vielmehr eine Ausnahme derselben ist. Mancher groser Componist sezt öfters was mit allen Fleiß, und schwingt sich über gewisse Regeln die an und für sich richtig

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Lorenz Christoph Mizler (1711–1778): Mizler Musikalische Bibliothek Bd4 1754. Mizlerischer Bücher-Verlag, Leipzig 1754, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mizler_Musikalische_Bibliothek_Bd4_1754.pdf/120&oldid=- (Version vom 1.1.2024)