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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

auf, zu wissen ob der Morgen etwa komme: allein es war noch nicht viel über Mitternacht. Der Mond stand glatt und schön über dem Rusenschloß33, die Lüfte aber waren voll vom Würzgeruch der Mahden34.

Sie meinte fast der Geduld nicht zu haben bis an die Stunde, wo sie im Nonnenhof ihr neues Glück verkünden durfte, ja wenig fehlte, daß sie sich jetzt nicht mitten in der Nacht aufmachte und vor Juttas Thüre kam (wie sie nur Einmal, Trostes wegen, in übergroßem Jammer nach der jüngsten Botschaft aus der Heimath, that), doch sie besann sich anders und ging zu besserer Zeit.

Frau Betha hörte ihren Traum gutmüthig an, obwohl er ihr ein wenig ehrenrührig schien. Bedenklich aber sagte sie darauf: Baut nicht auf solches Lachen, das im Schlaf geschah; der Teufel ist ein Schelm. Wenn Ihr auf solches Trugwerk hin die Boten mit fröhlicher Zeitung entließet, und die Zukunft strafte Euch Lügen, es könnte schlimm daheim ergehen.

Auf diese ihre Rede hing die schöne Lau den Mund gar sehr und sagte: Frau Ahne hat der Traum verdrossen! – nahm kleinlauten Abschied und tauchte hinunter.

Es war nah bei Mittag, da rief der Pater Schaffner im Kloster dem Bruder Kellermeister eifrig zu:

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_137.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)