Seite:Moerike Schriften 2 (1878) 258.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

wo die Bauern alsbald neugierig die Köpfe aus den Fenstern streckten. „Hört, Leute! wessen ist der feine Braun?“ ruft der Jäger durch die Gassen. „Mein ist er nicht! – Das ist kein hiesiger!“ hieß es von allen Seiten. „Sieh, Frieder, guck!“ sagte der Peter, „das ist ein ungrischer. Ich wollt’, der wär’ mein.“ Zuletzt betheuerte der Hufschmied, ein solches Thier sei auf sechs Meilen im Revier gar nicht zu Hause. Da ritt der Jäger sammt dem Hansel zum König zurück, vermeldend: „das Roß ist herrenlos.“ „Behalten wir’s denn!“ versetzte der König, und ging der Zug also weiter.

Indessen meint der Peter, es wäre Zeit sein Vieh zu füttern, und stößt mit Gähnen die Stallthür auf. Hu! macht der Rüpel Augen, wie er den leeren Stand der Mähre sieht! Lang waren ihm alle Gedanken wie pelzen. „Zum Gukuk!“ fuhr er endlich auf, „wird nicht viel fehlen, war da vorhin der fremde Gaul mein Hansel und ist’s mit des Teufels Blendwerk geschehen, daß ihn kein Mensch dafür erkannte!“ Der Peter wollte sich die Haar’ ausraufen: allein was konnte er machen? Der Gaul war fort. Es haben mich nur die zwei Oechslein gedauert. An denen ließ der Unmensch seinen Grimm in diesen Tagen aus und mußten sie für ihrer drei arbeiten. Was ihnen aber, nächst Püffen, Schlägen, Hungerleiden,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_258.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)