Seite:Moerike Schriften 2 (1878) 343.jpg

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so freundlich und so schmeichelhaft ihr immer könnt. Er soll, wenn wir ihn irgend halten können, heut nicht weiter. Trefft ihr ihn nicht im Garten mehr, sucht ihn im Wirthshaus auf, und bringet ihn mit seiner Frau. Ein größeres Geschenk, eine schönere Ueberraschung für Eugenien hätte der Zufall uns an diesem Tag nicht machen können.“

„Gewiß!“ erwiederte Max, „dieß war auch mein erster Gedanke. Geschwinde, kommen Sie, Papa! Und“ – sagte er, indem sie eilends nach der Treppe liefen – „der Verse wegen seien Sie ganz ruhig. Die neunte Muse soll nicht zu kurz kommen; im Gegentheil, ich werde aus dem Unglück noch besondern Vortheil ziehen.“ – „Das ist unmöglich!“ – „Ganz gewiß.“ – „Nun, wenn das ist – allein ich nehme dich beim Wort – so wollen wir dem Querkopf alle erdenkliche Ehre erzeigen.“

So lange dieß im Schloß vorging, hatte sich unser Quasi-Gefangener, ziemlich unbesorgt über den Ausgang der Sache, geraume Zeit schreibend beschäftigt. Weil sich jedoch gar niemand sehen ließ, fing er an unruhig hin und her zu gehen; darüber kam dringliche Botschaft vom Wirthshaus, der Tisch sei schon lange bereit, er möchte ja gleich kommen, der Postillon pressire. So suchte er denn seine Sachen

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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_343.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)