Seite:Moerike Schriften 2 (1878) 350.jpg

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wie haben es die Könige und Kaiser gut! Es nimmt sich eben alles einzig und außerordentlich in einem solchen Munde aus. Was dürfen sie sich nicht erlauben, und wie bequem ist es z. B., dicht hinter’m Stuhl Ihres Herrn Gemahls, beim Schlußaccord einer brillanten Phantasie dem bescheidenen classischen Mann auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: „Sie sind ein Tausendsasa, lieber Mozart!“ Kaum ist das Wort heraus, so geht’s wie ein Lauffeuer durch den Saal: „Was hat er ihm gesagt?“ – „Er sei ein Tausendsasa, hat er zu ihm gesagt!“ Und alles, was da geigt und fistulirt und componirt, ist außer sich von diesem Einen Wort; kurzum, es ist der große Styl, der familiäre Kaiserstyl, der unnachahmliche, um welchen ich die Josephs und die Friedrichs von je beneidet habe, und das nie mehr als eben jetzt, wo ich ganz in Verzweiflung bin, von anderweitiger geistreicher Münze zufällig keinen Deut in allen meinen Taschen anzutreffen.“

Die Art, wie der Schäker dergleichen vorbrachte, bestach immerhin und rief unausbleiblich ein Lachen hervor.

Nun aber auf die Einladung der Hausfrau verfügte die Gesellschaft sich nach dem geschmückten runden Speisesalon, aus welchem den Eintretenden ein

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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_350.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)