Seite:Moerike Schriften 2 (1878) 372.jpg

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durch Mozart in Bewegung gesetzt worden war, lief jetzt geschwinde, wie von ungefähr an etwas erinnert, hinweg, und kam zurück mit einem braunen englischen Kupferstich größten Formats, welcher wenig beachtet in einem ganz entfernten Cabinet unter Glas und Rahmen hing.

„Es muß doch wahr sein, was ich immer hörte,“ rief sie aus, indem sie das Bild am Ende der Tafel aufstellte, „daß sich unter der Sonne nichts Neues begibt! Hier eine Scene aus dem goldenen Weltalter – und haben wir sie nicht erst heute erlebt? Ich hoffe doch, Apollo werde sich in dieser Situation erkennen.“

„Vortrefflich!“ triumphirte Max, „da hätten wir ihn ja, den schönen Gott, wie er sich just gedankenvoll über den heiligen Quell hinbeugt. Und damit nicht genug – dort, seht nur, einen alten Satyr hinten im Gebüsch, der ihn belauscht! Man möchte darauf schwören, Apoll besinnt sich eben auf ein lange vergessenes arkadisches Tänzchen, das ihn in seiner Kindheit der alte Chiron zu der Cither lehrte.“

„So ist’s! nicht anders!“ applaudirte Franziska, die hinter Mozart stand. „Und,“ fuhr sie gegen diesen fort, „bemerken sie auch wohl den fruchtbeschwerten Ast, der sich zum Gott herunter senkt?“

„Ganz recht; es ist der ihm geweihte Oelbaum.“

„Keineswegs! die schönsten Apfelsinen sind’s!

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_372.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)