Seite:Moerike Schriften 2 (1878) 420.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

hersagen, wenn sie die Kinder auf den Knieen reiten lassen, enthält schon diese Vorstellung:

Hotta, Hotta, Rößle,
Z’Stuagart steht a Schlößle,
Z’Stuagart steht a Gartahaus,
Guckat drei schöne Jungfra raus:
Die Ein’ spinnt Seide,
Die Ander’ spinnt Weide,
Die Dritt’ spinnt an rotha Rock
Für unsern liaba Herragott.

 s. E. Meier’s Kinderreime, S. 5

29 verkommen, begegnen.

30 baß, sehr, gut, besser.

31 unwirs, unwirsch, ungehalten.

32 Wetterblicken, der Blick, Durnblick, Wetterblick, Blitz.

33 [137] Rusenschloß, oder Hohen-Gerhausen, vormals eine gewaltige Bergveste, jetzt äußerst malerische Ruine über dem Dorfe Gerhausen gelegen, in der Nähe vom Ruck, einer minder bedeutenden Burg.

34 Mahd (das), 1) die zu mähende Wiese, 2) das Gemähte.

35 [138] Jäst, Jast, Gährung, aufbrausender Zorn.

36 Zuberclaus, ein Mensch, der seltsame Einfälle hat; vielleicht, sagt Schmid, eine scherzhafte Verstümmelung des Wortes superklug, zugleich anspielend auf den Claus Narr. Letzterer ist ohne Zweifel in dem Wort enthalten, im Uebrigen hat diese Erklärung etwas zu Modernes. Ein humoristischer Etymolog nimmt die erste Worthälfte baar, und will, ich weiß nicht wo, gefunden haben, daß sich Claus Narr eines solchen Geräths bei einem Ulmer Schifferstechen als Fahrzeugs, in Ermangelung eines ordentlichen Nachens, bedient habe.

37 [139] Lichtkarz, Karz; entweder von garten, müssig sein, umherschwärmen, z’Garten gehen, Besuch machen, oder wahrscheinlicher von Kerze, Versammlung von Spinnerinnen, auch Vorsitz genannt.

38 [140] spitzweise, spitzfindig, „mit spitzwysen Worten“. Ulmer Urk.

39 [141] ein steinernes Haus. Es ist das der Stiftskirche westlich gegenüberstehende Mäntler’sche Haus (jetzt städtisches Gebäude) gemeint, das gegenwärtig noch „zum Schlößlein“ heißt. Es soll den Herrn von Kaltenthal gehört haben; Memminger, in seiner Beschr. der Stadt, macht es aber sehr wahrscheinlich, daß das Gebäude von Anfang Gräflich Wirtembergisches Besitzthum und zwar einer der Sitze oder eine der Burgen gewesen sei, die nächst dem Stutengarten die Entstehung von Stuttgart veranlaßt haben mögen.

40 in natürlicher Kunst. natürlich, naturkundig. „von den sachen des siechtumbs nach gemainen löffen der natur schreiben die natürlichen maister.“ Steinhöwel (Ulmer Arzt). Natürliche Meister sind aber nicht bloß Aerzte, sondern auch Philosophen. In dem „Buch der sterbenden Menschheit“ heißt es: „ein mächtiger wolgelerter man in philosophia das ist in natürlicher Kunst.“

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 420. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_420.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)