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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen


100 Kandel, Rinne, Abzugskanal.

101 Nachtschach, Räuber, Dieb; von Schach, Raub.

102 [192] Aberschanz, das Hintere.

103 [193] Weinschröter, Weingärtner.

104 [194] eine Stuterei. Gabelkhover, in seiner handschriftlichen Chronik vom J. 1621, will den Platz noch wissen, wo das alte Stutenhaus gestanden. „Zwanzig Schritt ohngefehrlich“, sagt er, „von der jetzigen Stiftskirche gegen Mitternacht, da Paulus Sautter, Provisor sitzt.“ Dieser Sautter saß aber, einer Hausurkunde zufolge, in dem ehemaligen Weinschenk Thum’schen Haus, und nach einer bekannten Ueberlieferung wäre dieß Haus das älteste der Stadt.

105 Zinselwerk, Gaukelwerk. „Celestinus hat den introitum mit anderm zinselwerk hin dar gesetzt.“ Spreter, Bericht von der alt. christl. Meß. – „on vnser verdienst, vergebenlich, nit durch ablas oder eygen zinselwerk.“ Spret., christl. Instruktion.

106 [195] Dockenkasten, Puppentheater.

107 [196] Kräben, Tragkorb.

108 Schauenlichkeit, Contemplation, beschauliches Leben. „nit minder vorhalt mich vor disen gesellen, die allein der Schawenlichkeit gleben (geleben) wend.“ Spreter, christl. Instr.

109 drönsgen, Intensivform von trehnsen, langsam etwas verrichten; entspricht dem Franz. trainer, ziehen, dem Engl. to train, to drone und to drowse, schlummern, schläfrig sein.

110 Heilthum, Reliquie. Der Pfarrer zu Leipheim, im Jahr 1500, bestrich die Leute für ein Opfer mit dem Heilthum St. Veit’s.

111 [198] Marschloß, Maderschl., Malschl. (Schweizerisch: Malle Tasche; Franz. malle), Vorlegschloß.

112 [199] die Eigel, der Blutigel; in den ältern Ausgaben der Lutherischen Bibel, Sprüche Sal. 30, 15.

113 [200] ringer, mit geringerer Mühe.

114 schier, bald.

115 Werr, Erdkrebs, ein den Fruchtfeldern schädliches großes Insekt.

116 [201] hartselig, hartnäckig. „durch wunderzeichen wil Gott das hartsälig volck ziehen vnd berüffen.“ Spreter, Instr.

117 Thorangel, Schimpfname für grobe Bauern.

118 Sittich, Sitter, psittacus, Papagei.

119 [203] wind und weh, sehr übel, sowohl im körperlichen als geistigen Sinne gebraucht; wind, wahrscheinlich von schwinden, woher auch Schwindel stammt, also schwindlich. „ir ward so swinde und we dar nach.“ Koloczaer Codex altdeutscher Ged., herausg. von Mailáth u. s. w. S. 232.

120 [204] schnorzig, verdrießlicher Laune, worin man Jemand anschnurrt.

121 [205] Meineider, Meineidiger. Marchth. Chron.

122 [206] Brogel-Wenz; sich broglen, prahlen; alt brogen, sich regen, in die Höhe richten, ungestüm sein. Engl. to brag, Ital. brogliare. Die Zusammensetzung mit einem Namen, als sprichwörtliche Anspielung, ist willkürlich.

123 Elend, ein Garten in Ulm hinter dem Hospital an der Donau, auf dessen Stelle ehemals vermuthlich ein Pfleghaus für arme Pilger und Fremdlinge

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_423.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)