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Es spricht: Du, deren Schoos ihn trug, bleib still auf deiner Kammer!
Vor deinem Gott, du graues Haupt, ausströme deinen Jammer!

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Auch ich bin seine Mutter, Weib! Ich und noch Eine Hohe –

Ich und die Revolution, die grimme, lichterlohe!
Bleib du daheim mit deinem Schmerz! Wir wahren seine Ehre –
Des Robert Requiem singt Köln, das revolutionäre!

So redet Köln! Und Orgelsturm entquillt dem Kirchenchore,

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Es stehn die Säulen des Altars umhüllt mit Trauerflore,

Die Kerzen werfen matten Schein, die Weihrauchwolken ziehen,
Und tausend Augen werden naß bei Neukomms Melodien.
So ehrt die treue Vaterstadt des Tonnenbinders Knaben –
Ihn, den die Schergen der Gewalt zu Wien gemordet haben!

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Ihn, der sich seinen Lebensweg, den steilen und den rauhen,

Auf bis zu Frankfurts Parlament mit starker Hand gehauen!
(Dort auch, was er allstündlich war, ein Wackrer, kein Verräther!) –
Was greift ihr zu den Schwertern nicht, ihr Singer und ihr Beter?

Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Freiligrath: Neuere politische und sociale Gedichte. Erstes Heft. Zweiter Abdruck.. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1849, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuere_politische_und_sociale_Gedichte_Freiligrath_1849.pdf/77&oldid=- (Version vom 1.8.2018)