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müsse, jährlich eine so bedeutende Summe zu ersparen, oder doch auf eine vortheilhafte nützliche Weise zum Besten ihrer Wirthschaft zu verwenden, während ihnen diese Summe jetzt spurlos und für einen Genuß verschwände, der ihren Vätern noch beinahe unbekannt gewesen sei.

Aber ihr lieben Leute, so sprach er weiter, nicht bloß für euer Vermögen, auch für eure Gesundheit, für euer leibliches Befinden und für den Zustand eurer Seele, überhaupt für euer zeitliches und ewiges Wohlergehen ist das Branntweintrinken gleich verberblich. Höret mir also nochmals zu, daß ich euch auch hiervon überzeuge. Ihr sollet euren Feind erst von allen seinen gefährlichen Seiten kennen lernen, ehe ihr ihm den Krieg erklärt, und euch zum Kampfe gegen ihn vereinigt.

„Der Branntwein ist für die Gesundheit verderblich.“

Hiervon glaube ich euch also zuerst überzeugen zu müssen.

Der Pfarrer: Gewiß würde dieß von großer Wichtigkeit sein. Denn, nicht wahr, viele von euch meinten noch immer, sich durch Branntwein eine besondere Güte zu thun, wodurch der Körper mehr zur Arbeit gestärkt, als geschwächt werde?

Einige Bauern und Taglöhner: Ja wohl, Herr Pfarrer. Auch sollte man doch kaum glauben können, daß alle Welt nun schon so viele Jahre lang Branntwein trinken und dafür obenein sein Geld hergeben sollte, wenn derselbe der Gesundheit Schaden brächte.

Fr.: Was dieß betrifft, so giebt es doch gewiß noch manche andre Gewohnheit, die seit Adams Fall über Millionen von Menschen geherrscht hat, und noch immer herrscht, wiewohl jedermann weiß, daß die Lust, welche sie etwa für den Augenblick gewährt, allemal theuer bezahlt werden muß. Daraus also, daß der Branntwein von Millionen getrunken wird, würde nur dieß folgen, daß ein recht tückischer Feind mit demselben einen argen Betrug spielt, wofern ich euch nämlich zeige, wie verderblich der Branntwein für die Gesundheit ist. Nach eurer Meinung würde man eigentlich so schließen müssen: Der Branntwein kostet uns so viel Geld, so viel, daß wir fürchten müssen, endlich alle dadurch arm zu werden; folglich muß er eine kostbare Arznei, eine werthvolle Sache sein, die uns wenigstens Kraft und Gesundheit für unser schweres Geld verschafft!

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Friedrich Liebetrut: Nutzen und Schaden des Branntweintrinkens. L. Oehmigke, Berlin 1838, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nutzen_und_Schaden_des_Branntweintrinkens.pdf/17&oldid=- (Version vom 1.8.2018)