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nicht den Körper vergiftete und die besten Kräfte desselden verzehrte?

2) Durch den Branntwein verliert der Körper überhaupt die Kraft, der Krankheit zu widerstehen, dieselbe ergreift die Trinker heftiger und vermehrt überhaupt die Sterblichkeit.

Eine Gesellschaft von Aerzten in Amerika untersuchte die Wirkungen des Branntweins auf die Sterblichkeit und fand, daß von 4292 Todesfällen in einer Stadt wenigstens 700 durch Branntweintrinken veranlaßt worden waren. Dagegen zeigt sich überall, daß überhaupt die Zahl der Todesfälle eben so abnimmt, als der Genuß des Branntweins aufhört. Ein berühmter Arzt in Amerika sagt: Seitdem die Einwohner dieser Stadt aufgehört haben, Branntwein zu trinken, hat sich die Zahl der Krankheitsfälle um die Hälfte vermindert. Ein andrer: Die Hälfte der Menschen, die jährlich am hitzigen Fieber sterben, würden wieder aufkommen, wenn sie keinen Branntwein getrunken hätten. Ein andrer: Wenn das Fieber in unserm Lande ausbricht, ergreift es nicht halb so viele unter denen, die keinen Branntwein trinken, als von den Trinkern, und die Gefahr ist noch dazu bei jenen auch während der Krankheit viel geringer.

3) Einen gleich verderblichen Einfluß hat der Branntwein auf die Seelenkräfte.

Unter 781 Wahnsinnigen, die sich in den amerikanischen Irrenhäusern fanden, waren über 400 dem Trunke ergeben gewesen. Ueberhaupt kann man nach allen Beobachtungen annehmen, daß drei Viertel aller Fälle von Wahnsinn von dem Genusse des Branntweins herrühren. Dieß hat seinen Grund in der betäubenden Kraft des Branntweins; diese ist für sich ein wahres Gift, welches alle Gefäße des Körpers durchdringt, und so auch in das Gehirn steigt. Als man das Gehirn eines Säufers öffnete, der in der Trunkenheit gestorben war, fand man darin noch die giftigen Bestandtheile des Branntweins. Sie waren schon am Geruch deutlich zu erkennen, und entzündeten sich leicht zu jener blauen Flamme, welche der Branntwein zeigt, sobald man ein Licht daran hält.

4) Ueberhaupt erklären sich alle guten Aerzte beinahe einstimmig dahin, daß der Branntwein nur nachtheilig für die Gesundheit ist.

Von 80 Aerzten zu Boston bezeugen 75: Der Branntwein ist dem gesunden Menschen niemals dienlich, sondern

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Friedrich Liebetrut: Nutzen und Schaden des Branntweintrinkens. L. Oehmigke, Berlin 1838, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nutzen_und_Schaden_des_Branntweintrinkens.pdf/19&oldid=- (Version vom 1.8.2018)