Seite:OAB Freudenstadt 004.png

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eingeschnittenen Thälern unten an den Gehängen zu Tage und sind nicht zu solcher Selbstständigkeit gelangt, um auf die Bildung der Oberfläche einen wesentlichen Einfluß zu äußern, sie machen sich nur in der Nähe der Thalsohlen oder Rinnen durch mannigfaltig abwechselnde Formen und Felspartien geltend. Die Bildungen des bunten Sandsteins aber scheiden sich in 2 Gruppen, von denen die eine, der Hebungslinie näher gelegene, zerrissener, wilder und verworrener sich darstellt als die entferntere.

Es sind demnach 3 Hauptcharakterzüge in der Physiognomie des Bezirks ausgesprochen:

1) Die der Hebungslinie näher gelegene Partie des bunten Sandsteins, dem übrigens hier die Thonbildungen mehr fehlen, in dessen tiefer eingeschnittenen Thälern dagegen die primitiven Gebirgsformationen und das Rothliegende noch zu Tage gehen.

2) Die der Hebungslinie entfernter gelegene Gruppe des bunten Sandsteins, in welchen die Thonbildungen (Thonsandstein und Schieferletten) vorherrschen, die primitiven Gebirgsarten aber nicht zu Tage gehen.

3) Die Partie des Muschelkalks, welche übrigens streng genommen nicht mehr zu dem eigentlichen Schwarzwalde – sondern mehr dem östlichen Saum desselben angehört.

Die erste, das ganze Quellengebiet der Murg und das Reinerzauer Thal umfassende Partie, besteht aus einem schmalen Gebirgsrücken, über den sich die westliche Bezirksgrenze (zugleich die Landesgrenze gegen das Großherzogthum Baden) bis zu der Hornisgrinde (Katzenkopf) hinzieht; wo sie ihre bedeutendste Höhe mit 4025 württ. Fuß über dem Meere erreicht; die übrigen Höhen des Gebirgsrückens betragen häufig über und nie unter 3000′ über dem Meere. Von dem genannten Gebirgsgrat laufen meist in östlicher Richtung gegen das Innere des Bezirks viele schmale Seitenrücken, welche nicht selten mit Kuppen besetzt sind und gegen die Gehänge abgerundet, aber sehr steil einfallen. Zwischen diesen Rücken haben sich tief eingeschnittene, vielfältig verzweigte Thäler gebildet, welche bis in das Herz des Gebirges eindringen und nahe an der Scheitellinie desselben mit schnell und steil einbrechenden, halbzirkelförmigen, wohl ausgerundeten Mulden beginnen. Die Thäler sind mit wenigen Ausnahmen eng und öfters nur so breit, um den in denselben fließenden Bächen als Rinnen dienen zu können, und gestatten nicht einmal den dem Thal oder vielmehr der Rinne entlang geführten Straßen Raum, so daß diese häufig an den untern Thalgehängen angelegt werden mußten. Die steilen Thalgehänge, an denen sich je nach den

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 004. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_004.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)