Seite:OAB Freudenstadt 020.png

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2) Die Kinzig entspringt in einer starken Quelle 1/4 Stunde westlich von Rodt und verläßt nach einem halbstündigen Lauf[1] den Oberamtsbezirk, um in dem Oberamt Oberndorf durch das Ellenbogenthal nach Alpirsbach, Röthenbach und unter diesem Ort über die Landesgrenze in das Großherzogthum Baden auszutreten, wo sie bei Kehl in den Rhein mündet. Auf ihrem kurzen Weg, den sie innerhalb unseres Bezirks zurücklegt, nimmt sie nur den unbedeutenden Lanbach an der südlichen Bezirksgrenze auf. Als weitere Zuflüsse aus dem Bezirk und zwar zur rechten Seite kommen ihr erst außerhalb der Landesgrenze zu:

Der bei Vorder-Steinwald entspringende Lohmühlebach, der an Ödenwald vorbeifließt, 1/2 Stunde unterhalb dieses Orts eine Sägmühle treibt und kurz vor seiner Einmündung den Bezirk verläßt. Seine anfangs unbedeutende Rinne greift erst unterhalb Ödenwald kräftiger ein und bildet sich allmählig zu einem tiefen, äußerst engen Waldthälchen aus.

Die kleine Kinzig (Kinzigle), entspringend in der Nähe der krummen Buche in dem sog. Kasernenwald, erhält erst ihre Benennung bei einer 1/4 Stunde nordöstlich von Ober-Zwieselberg hervordringenden starken Quelle; sie fließt in südlicher Richtung durch Berneck und das Reinerzauer-Thal und verläßt oberhalb Wittichen das Königreich Württemberg, nachdem sie in dem Bezirk einen Weg von 31/2 Stunden zurückgelegt hat. Ihre Vereinigung mit der großen Kinzig geschieht bei Schenkenzell im Großherzogthum Baden. Die kleine Kinzig erhält von beiden Seiten eine Menge Zuflüsse, von denen die bedeutendsten folgende sind: der Teufelsbach, welcher bei Ober-Zwieselberg beginnt, das vom Hinteren Steinwald herkommende und bei der obern Berneck einmündende Hüttenbächle, der Röthenbach, welcher 1/4 Stunde westlich von Ödenwald entspringt und nach 3/4stündigem Lauf bei der untern Berneck einmündet und der von Roßberg herkommende Hüttbach. Der anfänglich unbedeutende Bach wächst bald zu einem Flüßchen heran, auf dem namhafte Flößerei getrieben wird und das in der Reinerzau eine Mühle treibt.

Das Thal der kleinen Kinzig, welches eigentlich bis nach Berneck nur eine tiefe, düstere Waldschlucht bildet, entfaltet sich bei Reinerzau zu einem äußerst anmuthigen Thale (Reinerzauer Thal,) in welchem sich durch die wiesenreiche, ziemlich erweiterte Thalebene das klare, vielfältig gekrümmte Flüßchen wendet, an dessen Ufern das zerstreut


  1. Der Lauf der Kinzig beträgt innerhalb des Landes 3,8 Stunden, im Ganzen aber bis zu ihrer Einmündung 21 Stunden.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 020. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_020.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)