Seite:OAB Freudenstadt 028.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

des bunten Sandsteins zuerst die Wellenmergel und dolomitischen Wellenkalke auf, von denen erstere, wenn sie durch Düngung und Aufführung von sandigen Bodenarten leichter gemacht werden, mittelergiebige Fruchtböden liefern, während die letzteren sich für den Feldbau wenig eignen und häufig unbebaut liegen bleiben. Dagegen werden die Wellenmergel häufig auch auf nahe gelegene leichte Sandböden gebracht, um diese bindender und ergiebiger zu machen. Mehr gegen Osten entwickeln sich allmählig die stellenweise mit Diluviallehm überlagerten Schichten der Anhydritgruppe und des Hauptmuschelkalks, deren Zersetzung kalkreiche, fruchtbare Böden darstellt, daher auch diese Partie beinahe ausschließlich für den Feldbau benützt wird.

In den Thälern, in welchen an den unteren Abhängen die primitiven Gebirgsarten, Granit und Gneuß, zu Tage gehen, wie in dem Murg- und Reinerzauer-Thal, liefern die Verwitterungen derselben einen humushaltigen, an Kalisalzen reichen kulturfähigen Boden, der größtentheils der Landwirthschaft übergeben ist. In den Thalsohlen und in der Nähe derselben, haben sich äußerst fruchtbare Diluvial- und Alluvialgebilde abgelagert, die sich namentlich für die Wiesenkultur sehr gut eignen, und auch beinahe ausschließlich für diese mit Vortheil benützt werden. Torf- und Moorgründe kommen merkwürdiger Weise in unserem Bezirk meist nur auf den Höhen, namentlich auf dem Gebirgsrücken, der sich von dem Kniebis bis zur Hornisgrinde zieht, vor; da sie nur in diesen unwirthlichen Gegenden erscheinen, so haben sie in landwirthschaftlicher Beziehung keine Bedeutung, in forstlicher aber sind sie in so ferne nachtheilig, als sie dem Holzwuchs entgegen wirken und nur verkümmerten Nadelhölzern, namentlich aber der Legforche, ein spärliches Wachsthum gestatten. Einzelne kleinere Torf- und Moorablagerungen, wie in dem Murg-Thal bei Reichenbach, Heselbach etc. und in dem Reinerzauer Thale, werden bald der Kultur ganz weichen. (Über die Bodenverhältnisse s. auch die Ortsbeschreibungen.)


5. Luft und Witterung.

Vermöge der sehr hohen Lage des Bezirks ist die Luft rein und wegen der Lebensluft, welche den ausgedehnten Nadelwaldungen entströmt, gesund und stärkend. Auf den Höhen finden stets stark bewegte Luftströmungen und nicht selten Stürme statt, daher die Luft sogar im Sommer immer kühl und scharf, übrigens mehr feucht als trocken ist. Die höchsten Punkte, wie die Hornisgrinde, Roßbühl, Kniebis u. s. w. sind nur in den Sommermonaten ganz von Schnee

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 028. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_028.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)