Seite:OAB Freudenstadt 084.png

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Rodt, Schopfloch, Unter-Musbach und Wittlensweiler haben vollständige Stallfütterung eingeführt. Einzelne Orte benützen die Waldweide nur für das Schmal- und Zugvieh, bei anderen ist nur noch der Herbstaustrieb üblich. Zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, wie Düngerstätten mit Jauchenbehältern, verbesserte Ackerwerkzeuge, einfache Joche etc. finden allmälig Eingang.

Insbesondere wirkt der von Oberamtmann Rominger im Jahr 1853 wieder ins Leben gerufene landwirthschaftliche Bezirksverein sehr für die Verbesserung der Landwirthschaft. Es wurden von Hohenheim verbesserte Ackergeräthschaften bezogen, welche gegenwärtig von in Hohenheim gebildeten Schmied- und Wagnermeistern in großer Menge nachgefertigt werden. In jedem Jahr werden durch den Verein musterhafte Zuchtstiere in der Schweiz oder in der Gegend von Rottweil aufgekauft und an Gemeinden abgegeben. Der Verein schaffte schöne englische Zuchtschweine an und führte dieselben bleibend im Bezirk ein. Am Jakobitag wird ein landwirthschaftliches Bezirksfest gefeiert, wobei namhafte Preise an treue Dienstboten und an die Besitzer musterhaften Viehes, sowie an bedeutende Schweinezüchter ausgetheilt und zweckmäßige Acker- und Wiesengeräthschaften verloost werden. Der Verein ließ einen Draintechniker und zwei Obstbauverständige in Hohenheim bilden, theilt jedes Jahr einige Hundert Obstbäume aus, und schafft im Frühjahr bessere Sorten von Saatkartoffeln und Saathaber an. Zur Hebung der Bienenzucht erwarb er verbesserte Bienenkörbe und stellte für die künstliche Fischzucht einen geeigneten Mann auf. Er führte zu Verbreitung rationeller Ansichten in den Ortschaften Winter-Lesevereine ein und versorgte dieselben mit geeigneten landwirthschaftlichen Schriften.

Zur Besserung des Bodens werden außer dem gewöhnlichen Stalldünger auch Hallerde, Gyps, Compost, Wellenmergel, Asche, Abfälle aus der Fabrik Ödenwald und aus den Potaschesiedereien, Sägmehl und besonders auch die Jauche angewendet.

Das althergebrachte Brennen der Felder ist besonders in den rauheren Gegenden des Bezirkes immer noch üblich.

Die Getreideernte geschieht ausschließlich mit der Sichel.

Werth und Ertrag des Bodens sind im Bezirke sehr verschieden. Die Preise eines Morgen Ackerlandes bewegen sich im Allgemeinen von 5 fl. bis 400 fl., am häufigsten von 100 bis 200 fl. Die durchschnittlich höchsten Preise mit 200 bis 400 fl. hat Freudenstadt, die geringsten mit 25 bis 30 fl. Cresbach. Am verschiedensten sind die Preise auf der Markung Dornstetten, wo sie sich von 15

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 084. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_084.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)