Seite:OAB Freudenstadt 088.png

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Wegen der hohen Lage und des rauhen Klimas werden die Waldungen von schädlichen Windwürfen, Schneedrücken etc. häufig heimgesucht. Der Borkenkäfer richtet nur selten einigen Schaden an, dagegen ist der Fichten-Rüsselkäfer den jungen Fichten-Culturen schon öfters verderblich geworden. Ein im Jahr 1800 vorgekommener, ausgedehnter Waldbrand, der mehrere tausend Morgen verheerte (s. die Ortsbeschreibung von Baiersbronn), äußert auf die Bewirthschaftung insofern noch Folgen, als die ganze damals abgebrannte Fläche nun in einem gleichen Alter steht, daher zu viele Waldungen in einer Periode schlagbar werden; auch ist es in den höheren Lagen bis jetzt nicht gelungen, auf den Brandplätzen eine entsprechende Waldvegetation wieder herzustellen. Überhaupt kommen in dem Bezirk auf den höchsten Stellen gegen 6000 Morgen versumpfte, humusarme Flächen vor, die äußerst schwer in Ertrag zu bringen sind. Die Waldungen des Staats sind im Allgemeinen in gutem Zustande, während an die übrigen, besonders an die Privatwaldungen nicht selten unverhältnißmäßige Anforderungen gemacht werden. Indessen wird auch von Seiten der Gemeinden für die Emporbringung der Waldungen Manches gethan, besonders um die zurückgekommenen Distrikte mittelst künstlicher Saat und Anpflanzung wieder in Aufnahme zu bringen.

Der durch das allgemeine Vorkommen der Nadelhölzer bedingte Betrieb ist die Hochwaldwirthschaft; Mittel- und Niederwaldungen sind nicht vorhanden. Für die Staats- und Corporations-Waldungen ist ein 120jähriger Umtrieb festgesetzt, und nur reine Forchenbestände, die übrigens sehr selten vorkommen, werden in 90–100jährigem Umtrieb bewirthschaftet. In den meisten Privatwaldungen wird gefehmelt, wobei zunächst das jeweilige Bedürfniß des Besitzers entscheidet. Auch in Staats- und Corporations-Waldungen wird der Fehmelwirthschaft nicht selten insoweit gehuldigt, daß zum Zwecke der Erziehung möglichst vielen und werthvollen Nutzholzes, und um dem häufigen Schneebruchschaden zu begegnen, ein sehr langsamer Gang der Verjüngung eingehalten wird. Nicht nur für die Waldungen des Staats, sondern auch zum größeren Theil für die Corporationen sind geregelte, von Forstverständigen entworfene Wirthschaftsplane vorhanden; auch hat die Gemeinde Freudenstadt für die Bewirthschaftung ihrer beträchtlichen Waldungen einen eigenen, geprüften Gemeindeförster aufgestellt.

Im ganzen Bezirk beträgt das Nutzholz-Erzeugniß etwa 50–75 % der ganzen Holzproduction; der durchschnittliche jährliche Zuwachs wird zu 0,5–0,8 Klafter pr. Morgen angegeben.

Die Fichtenrinde wird nicht selten zu Gerbmaterial gewonnen.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 088. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_088.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)