Seite:OAB Freudenstadt 094.png

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worunter auch schwarzbraunes Vieh, das wahrscheinlich von dem oberschwäbischen Schlage abstammt. In dem andern Theile des Bezirks, mit besserem kalkhaltigem Boden, von Freudenstadt gegen Dornstetten, Schopfloch etc. wird stärkeres Landvieh, vielleicht aus dem Gäu bei Herrenberg hergezogen, getroffen. Freudenstadt besitzt vorzugsweise viele Scheckenkühe von einem guten, untersetzt gebauten Mittel-Landschlag. Neuerlich werden die verschiedenen Schläge durch Kreuzung mit dem Simmenthaler Vieh verbessert.

Die Farrenhaltung geschieht im Allgemeinen auf Kosten der Gemeinden von einzelnen Bürgern gegen Nutznießung von Faselviehgütern und Geldbeiträgen; nur in den Orten Reinerzau und Roth werden die Farren von Privaten gegen den Bezug eines gewöhnlichen Sprunggelds gehalten.

Der Handel mit Vieh ist sehr beträchtlich; es findet theils ein namhafter Abstoß des im Bezirk selbst erzogenen Viehes, sowohl an Kühen und Schmalvieh, als an Mastvieh in das Badische statt, theils wird ein sehr lebhafter Zwischenhandel von Freudenstädter Viehhändlern, welche gemästete Ochsen etc. in den Oberamtsbezirken Herrenberg, Horb, Nagold, Sulz, Tübingen, Balingen aufkaufen und über den diesseitigen Bezirk nach Straßburg absetzen, unterhalten. In Freudenstadt ist die unmittelbare Milchnutzung von namhaftem Belang, in den übrigen Orten wird der Milchertrag, soweit er nicht für den eigenen Bedarf nöthig ist, meist verbuttert und theilweise als Butter oder Schmalz zum Verkauf gebracht. Käserei wird im Bezirke nicht betrieben.

Die Schafzucht ist unbedeutend; die meisten Orte haben entweder gar keine Schafzucht, oder sie wird nur von einzelnen Bürgern in geringer Ausdehnung gepflegt. Eine Ausnahme macht Ober- und Unter-Iflingen, wo ein Pachtschäfer seine Schafe auf den betreffenden Markungen laufen läßt. Der Bezirk besaß zu Anfang des Jahrs 1856 135 spanische, 456 Bastard- und 1756 Landschafe, zusammen 2347 Stücke. Die Wolle wird meist in der Umgegend abgesetzt und der Abstoß der Schafe geschieht theilweise nach Frankreich.

Die Zucht der Schweine hatte in Folge der Kartoffelkrankheit ziemlich abgenommen, ist aber neuerlich wieder im Zunehmen; nachdem der landwirthschaftliche Verein schöne englische Zuchtschweine angeschafft hat, welche Schweinerace einen solchen Anklang findet, daß nun sehr viele junge Schweine im Bezirk selbst erzeugt werden. Die Schweine, deren Austrieb auf die Weide gewöhnlich ist, werden meist nur für den eigenen Bedarf gemästet und bilden

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 094. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_094.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)