Seite:OAB Freudenstadt 096.png

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In neuester Zeit läßt der landwirthschaftliche Verein Versuche mit künstlicher Fischzucht anstellen.

B. Kunst, Gewerbfleiß und Handel.
I. Fabrikationsanstalten.

Die hervorragendste Rolle unter den Gewerben des Oberamtsbezirks Freudenstadt spielen die unter Staatsadministration stehenden Eisen- und Stahlwerke zu Christophs- und Friedrichsthal, indem sie nicht nur unmittelbar ungefähr 150 Arbeiter beschäftigen, und mittelbar einer Menge solcher durch Erzgraben, Holzhauen, Kohlen und Beiführen verschiedener Materialien Verdienst gewähren, sondern auch das Lebenselement für die in Freudenstadt sehr ausgedehnt betriebenen Gewerbe der Nagel- und Messerschmiede sind.

Die jetzigen Eisenwerke haben ihr Dasein durch den ehemaligen Bergbau auf silberhaltige Kupfererze (vgl. oben S. 72 Gewinnung von Mineralien) erhalten. Bei den mehrmaligen Unterbrechungen desselben wurden die vorhandenen Gebäude zu andern Fabrik-Einrichtungen, wie Messingfabrikation, Kupferhämmern, Drathzügen, und endlich nach Aufgebung des Bergbaues auf edle Metalle, zu Eisenwerken benützt, in welchen nun die Fabrikation von Gußwaaren, Stabeisen, Pfannen, Stahl, Sensen, Strohmessern und Sägen betrieben wird.

Die sämmtlichen Werke werden durch den Vorbach getrieben und bestehen der Reihe nach

a) in Christophsthal:

1) aus dem Pfannenhammer, enthaltend 1 Frischfeuer mit 2 Hammergerüsten, Cylindergebläse, Schleiferei und den zur Pfannenfabrikation nöthigen Einrichtungen.

2) dem Wilhelmshammer mit 2 Frischfeuern, 3 Hammergerüsten, einem Klein- und Nagel-Eisenwalzwerke und einem Cylindergebläse.

b) in Friedrichsthal:

1) dem Raffinirhammer, enthaltend 3 Stahlraffinirfeuer, 2 Hammergerüste und einen Stahlcementirofen, neuerbaut im Jahr 1852/53.

2) dem Hohofen, der jährlich ungefähr 20.000 Centner Bohn-Erze von der Alp aus dem Oberamt Reutlingen und 15.000 C. Stuferze verhüttet. Letztere werden bei Neuenbürg auf Gängen im rothen Sandstein gegraben und zum Theil aus dem Rheinpreußischen bezogen. Aus den besten Stuf-Erzen wird das zur Stahlfabrikation nöthige Roheisen erzeugt. Zum Hohofen gehören: 1 Cylindergebläse, 1 Schlackenpochwerk, eine Schleiferei und eine Drehwerkstätte.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 096. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_096.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)