Seite:OAB Freudenstadt 100.png

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3) Die Tuchmacherei wird von 40 Meistern mit 62 Gesellen sehr schwunghaft betrieben. Es werden ungefähr 4500 Stück Tuch, Flanell, Biber etc. fabrizirt und vornehmlich nach Baden verkauft, wo die in Freudenstadt fabrizirten carrirten Zeuge sehr beliebt sind.

4) Das Messerschmiedgewerbe. Es produziren 23 Meister mit 3 Gesellen Messerschmiedwaaren im Werth von 24.000 bis 27.000 fl., welche an andere Messerfabrikanten, an Kaufleute und Krämer in Baden und in der Schweiz abgesetzt werden.

5) Die Kunstschreinerei wird in Freudenstadt sehr schwunghaft betrieben, und es finden namentlich die hier gefertigten Mosaik-Arbeiten allgemeinen Beifall.

b) Nebengewerbe.

Als Nebengewerbe werden betrieben: die Köhlerei, Pottaschensiederei, das Harz- und Beerensammeln in den Waldungen und das Sammeln von Haderlumpen und Beinern für die chemische Fabrik in Ödenwald, die Handspinnerei, die Wollenstrickerei etc., welche in mehreren Gemeinden, namentlich in Baiersbronn sehr ausgedehnt betrieben wird. Das Strohflechten und die Schachtelfabrikation ist in Loßburg und Lombach, das Spitzenklöppeln in Göttelfingen und Reichenbach eingeführt.

c) Handel.

Die Haupthandelszweige des Bezirks sind der Holz- und Viehhandel. Auf der ungefähr 113.000 Morgen großen Waldfläche des Bezirks werden von 1200 Arbeitern jährlich circa 76.000 Klafter Holz geschlagen, welches 30.000 Klafter Nutzholz abwirft. Hievon wird ein Drittheil von den Holzhändlern des Bezirks auf der Kinzig, Enz, Nagold, dem Zinsbach, der Glatt und Lauter, und auf dem Neckar verflößt. Die weiteren zwei Drittheile werden theils an badische Holzhändler verkauft, größtentheils aber von den Sägmühlen im Bezirk verarbeitet und als Bretter und Latten ausgeführt. Der größte Theil dieser Bretter geht durch das Murgthal nach Forbach und Weißenbach in Baden, wo sie von badischen Holzhändlern gekauft und auf der Murg und dem Rhein weiter verflößt, hierauf aber nach Frankreich, den Rheinlanden und nach Holland abgesetzt werden.

Der Handel mit Melkvieh aus dem Bezirk nach Baden geht ziemlich stark, noch bedeutender aber ist der Transit von Mastochsen nach Straßburg, indem wöchentlich mehr als 100 Stücke durchgeführt werden.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_100.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)