Seite:OAB Freudenstadt 135.png

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später ein als im Gäu und Frühlingsfröste schaden nicht selten den Obstbäumen; auch Hagelschlag, den man wegen der nächst der Feldmarkung sich erhebenden, bewaldeten Höhen nicht vermuthen sollte, gehört gerade nicht zu den Seltenheiten. Die alljährlich aus der Atmosphäre sich niederschlagende Feuchtigkeit (Regen, Schnee, Thau etc.) ist sehr bedeutend, die Menge des meteorischen Wassers ist z. B. hier doppelt so groß wie in Stuttgart (s. oben Abschnitt II. 5. Luft und Witterung S. 31).

Die Anlage der ziemlich eben gelegenen, ursprünglich für eine Festung bestimmten Stadt ist, wie ein Blick auf den der Karte beigefügten Stadtplan zeigt, vollkommen regelmäßig. In der Mitte derselben befindet sich der beinahe ein regelmäßiges Quadrat bildende, sehr ansehnliche Marktplatz, dessen Seiten jedoch, ohne Zweifel in Folge der etwas oberflächlichen Anlage der Stadt, nicht vollkommen gleich sind, so daß die Länge der östlichen Seite 762′, der westlichen 748′, der südlichen 751′ und der nördlichen 736′ – der ganze Flächenraum aber 144/8 Morgen 45 Ruthen beträgt. Diesen unverhältnißmäßig großen Marktplatz, welcher ursprünglich als Exercierplatz für die garnisonirenden Truppen dienen sollte, ließ Herzog Friedrich I. mit Zierbäumen auspflanzen; seine Absicht, in der Mitte desselben ein Schloß zu erbauen, kam nicht zur Ausführung. Im Jahr 1749 wurden einzelne Theile des Platzes zu Gärten angelegt und den Ortsbürgern um bestimmte „Canones“ zur Benützung eingeräumt; überdieß enthält er noch freie Räume vor dem Rathhaus und vor der Kirche, von denen der erstere nun als eigentlicher Marktplatz dient. Im Laufe der Zeit wurden auch einige öffentliche Gebäude auf demselben errichtet, die diesen schönen Raum, welcher bei geschmackvoller Anlage und guter Benützung eine besondere Zierde der ohnehin schmucklosen Stadt hätte werden können, sehr verunstalten. Im Jahr 1829 wurde der Platz von der Stadtgemeinde dem Staat um 3600 fl. abgekauft. Zwei schnurgerade Hauptstraßen (von Südost nach Nordwest und von Südwest nach Nordost), welche sich in der Mitte des Marktplatzes kreuzen, theilen die Stadt in vier Theile, und zwar in das Kirchen-Viertel, Altkaufhaus-Viertel, Rathhaus-Viertel und Kronen-Viertel.

Die 4 Seiten des Marktplatzes, wie die zwei Hauptstraßen bilden gleichsam die Grundlinien zur übrigen Stadt, indem mit jeder Seite des Vierecks 3–4 Straßen hinter einander parallel laufen und rechtwinkelig auf die Hauptstraßen einführen, so daß die Stadt gleichsam aus 3–4 in einander geschobenen Vierecken besteht (s. den Stadtplan). So schön sich die Anlage der Stadt auf dem Grundrisse ausnimmt,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_135.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)