Seite:OAB Freudenstadt 151.png

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wurde ein Pfarrer und ein Diaconus förmlich angestellt; der erste Stadtpfarrer war Andreas Veringer, durch seine frühere Wirksamkeit in Österreich und Ungarn besonders hiezu geeignet; er war geboren zu Herrenberg 1553, Prediger zu Chemnitz in Ungarn 1590, zu Feldsberg in Österreich 1595, Stadtpfarrer zu Rosenfeld 1601, Stadtpfarrer in Freudenstadt 1604–1608, und starb 1609 als Consistorialrath und Abt zu Alpirsbach[1]. Die Reihe der Superintendenten oder Dekane beginnt mit Joh. Gerh. Ramsler (von 1672–97); früher standen die Kirchendiener unter der Superintendenz Herrenberg.

Als Lehranstalten befinden sich in Freudenstadt:

1) Eine lateinische Schule, an der ein Präceptor unterrichtet. Der erste Präceptor war Joh. Matthiä von 1604–1609 (s. Binder, Kirchen- und Lehrämter Württembergs I. Theil, S. 462).

2) Eine im Jahr 1837 auf Kosten der Stadt nebst einem Staatsbeitrag gegründete Realschule, an der nur ein Lehrer unterrichtet.

3) Die Elementarschule für die lateinische und Realschule mit einem Lehrer.

4) An den Volksschulen, bestehend aus einer Mittelschule, einer Knaben-, einer Mädchen- und einer Elementarschule sind 4 Schullehrer, 5 Unterlehrer und 2 Lehrgehilfen thätig.

5) Eine Gewerbeschule zur Heranbildung der Lehrlinge und Gesellen.

6) Eine Industrieschule mit 2 Lehrerinnen besteht seit 1817.

7) Eine Kleinkinderschule, an der eine Lehrerin angestellt ist, wurde erst in neuerer Zeit errichtet.

Mit der lateinischen und Realschule ist eine Turnanstalt verbunden.

Für Zwecke der Wohlthätigkeit, namentlich für Austheilung von Brod, zu Abschaffung des Kinderbettels und von Geschenken, um dem Bettel der Handwerksburschen zu steuern, bestehen Privatvereine; ferner versorgt ein Frauenverein arme Wöchnerinnen und Kinder mit den nöthigsten Bedürfnissen. Auch von dem Bezirks-Wohlthätigkeits-Verein, der in der Stadt seinen Sitz hat, werden die Ortsarmen bedacht.

Für litterarische und gesellige Unterhaltung sorgen 2 Lesevereine, für musikalische hat sich ein Liederkranz gebildet.


  1. Von ihm ist gedruckt: Ein christliche Predig, von der newerbawten Kirchen zur Frewden-Statt, welche an stat einer LetzinPredig gehalten worden, anno 1608 den Ersten May. (zum andern mal auffgelegt). Stuttgart, bey Grieb 1609. 4. Auszug daraus unter dem Titel: Historische Beschreibung und Vorbildung der neuerbauten Kirche zu Freudenstadt. Nagold 1836. 8.)
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_151.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)