Seite:OAB Freudenstadt 161.png

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nebst einem Hochofen, einem Fluß- und Schlackenhochwerke. Im Jahr 1799 wurde der untere Pfannenhammer mit einem Aufwand von 5684 fl. an der Stelle des abgebrochenen Hammergebäudes neu erbaut. Die Werke lieferten zu jener Zeit jährlich 8000 Centner rohes Eisen, allerlei Gußwaaren, 10.000 Centner geschmiedetes Eisen, 600 Centner Pfannen und Sturz. Die Stahlfabrikation wurde damals noch nicht betrieben, indem die Rasenerze von Fluorn nur zu Gußwaaren taugliches Eisen lieferten. Seit dem Jahr 1788 verwendete man den derben Brauneisenstein von Neuenbürg und theilweise aus der nächsten Umgegend, und verbesserte damit das Eisen, das nun auch zur Stahlfabrikation sich tauglich zeigte. Im Jahr 1801 wurden Versuche gemacht, nach englischer Methode Brennstahl zu bereiten und im folgenden Jahre eine Stahlbrennerei und Feilenhauerei erbaut, auch ein Fabrikant Wengenhof berufen und die Ausführung dem Oberst v. Cammerer übertragen. Es wurde aber das gewünschte Ergebniß nicht erzielt und deßhalb der Stahlbrenner im Jahr 1803 wieder entlassen. Erst im Jahr 1805 gelang es dem Platzmeister (nachherigen Hüttenverwalter) Pulvermüller, mit Beihilfe des Großhammermeisters Christian Weber, einen Schmelzstahl auf steyrische Weise zu erzeugen, welcher zu Sensen und Sicheln verarbeitet werden konnte. In den Jahren 1804–1805 wurde ein Stahl- und Sensenhammer und ein Gebäude von 144′ Länge und 44′ Breite errichtet, in welchem ein Rohstahlhammer, ein Raffinirhammer, 5 Sensenhämmer mit 8 Feueressen und künstlichem Gebläs sich befinden. Diese Anstalten erhielten den Namen „Friedrichshammer“. Im Jahr 1806 ist im Christophsthal ein Schlackenbad von einem Privatmann errichtet worden, das aber bald wieder abgieng.

Im Jahr 1808 wurden die auf der Markung Baiersbronn gelegenen Werke von den übrigen getrennt und einer eigenen Hüttenverwaltung unter dem Namen „Friedrichsthal“ übergeben, mit welcher im Jahr 1835 die inzwischen in der abgesonderten Verwaltung von Christophsthal fortbestandenen Werke auf Freudenstadter Markung in eine Gesammtverwaltung vereinigt wurden, die nun in Friedrichsthal ihren Sitz hat. (Vergl. die Ortsbeschreibung von Baiersbronn.)

Eine weitere Parcelle von Freudenstadt ist 2) der Ort Kniebis. Von diesem, in den obern und untern Kniebis sich theilenden, an der Landstraße von Stuttgart über Freudenstadt nach Straßburg, zwei Stunden westlich von der Oberamtsstadt gelegenen, beinahe 1/2 Stunde lang sich ausdehnenden Weiler, gehört der südlich der neuen Landstraße gelegene Theil des sog. unteren Kniebis zur Gemeinde

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_161.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)