Seite:OAB Freudenstadt 173.png

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Baiersbronn,
Gemeinde II. Kl. mit 5028 Einw., wor. 77 Kath. a. Baiersbronn, Pfarrd., 1925 Einw. b. Buhlbach, Weiler, 107 Einw. c. Friedrichsthal, Weiler, 331 Einw. d. Kniebis, Weiler, 191 Einw. e. Mittelthal, 1066 Einw. f. Oberthal, 621 Einw. g. Schönmünz, 222 Einw. h. Thonbach, 565 Einw. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Heiligenbronn, O.A. Horb, eingepfarrt.


Der Gemeindebezirk Baiersbronn ist der am westlichsten gelegene, der größte[1] und in mancher Beziehung der interessanteste des ganzen Königreichs; sein Umfang beträgt in horizontaler Ausdehnung über 16 Stunden und wollte man ihn umgehen, so würde man wegen seiner vielen Unebenheiten, tiefen Schluchten und Thälern wohl 24 Stunden Zeit hiezu nöthig haben. In diesen Markungsbezirk fällt (vergl. auch den allgem. Theil) die höchste Erhebung des Landes über der Meeresfläche mit 4025 württ. Fuß am Dreimarkstein auf der Hornisgrinde [2]. Von bedeutenderen Gewässern entspringen in demselben die Murg (Rechtmurg und Rothmurg), die Schönmünz und der Forbach; die Gewässer haben durchgängig einen sehr starken Fall und fließen wildtosend häufig über beträchtliche Geschiebe, zuweilen kleine Wasserfälle bildend, von denen der des Sankenbachs der bedeutendste ist. Der mit Ausnahme der engen Thäler und der untersten Ausläufer der Thalgehänge durchaus dicht bewaldete Bezirk bildet die wildeste und zerrissenste Partie des württemb. Schwarzwaldes und ist nach allen Richtungen von außerordentlich tief eingeschnittenen Thälern und Schluchten durchzogen, deren Abhänge und Höhen von regellos herumliegenden Gebirgstrümmern überlagert sind. Auf den Höhenrücken, namentlich auf dem Hauptgebirgsrücken vom Kniebis bis zur Hornisgrinde treten vegetationsarme Sümpfe und Moorgründe auf. Von Seen (vergl. den allgem. Theil) ist besonders der auf der Markung gelegene „wilde See“ merkwürdig, dessen Bild hier beigefügt ist. Die Gemeindemarkung überhaupt grenzt nördlich an das Großherzogthum Baden, östlich an die Markungen Schwarzenberg, Hutzenbach, Röth, Reichenbach, Grünthal und Wittlensweiler, gegen Süden an die Markung Freudenstadt und an das Großherzogthum Baden und gegen Westen an das Großherzogthum Baden. Die klimatischen Verhältnisse sind im Allgemeinen ungünstig;


  1. Er enthält 44.5723/8 Morgen, während der Flächengehalt des Oberamts Canstatt nur 33.603 Morgen beträgt.
  2. „Dreimarkstein“ heißt eine Sandsteinplatte, auf der die Abgrenzungslinien zwischen Württemberg, Baden und dem vormaligen Bisthum Straßburg nebst dem Württembergischen und Badischen Wappen und der Jahreszahl 1722 eingemeiselt sind.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_173.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)