Seite:OAB Freudenstadt 175.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Äcker bewegen sich per Morgen von 50–300 fl. Getreide muß sehr viel von Außen aufgekauft werden.

Von namhafter Ausdehnung ist der sämmtliche Thalebenen des Bezirks einnehmende Wiesenbau, durchgängig mit Wässerung, der bis drei Schnitte jährlich zuläßt. Die besseren Wiesen, von denen ein Morgen gegen 400 fl. kostet, ertragen 25–30 Centner Heu und 10 Centner Öhmd; die geringeren, häufig nur mit 60 fl. per Morgen bezahlten, liefern nur 10 Centner Heu und etwa 5 Centner Öhmd. Das Futter ist übrigens nicht das beste und wegen des nassen Grundes nicht selten sauer; an einzelnen Stellen wurden Trainage-Anlagen mit gutem Erfolg gemacht.

Die Obstzucht ist, namentlich in der Nähe des Pfarrdorfes, im Zunehmen begriffen, wo in neuerer Zeit besonders durch die Bemühung des Schultheißen Weidenbach viele Obstbäume (späte Mostsorten, viele Kirschen- und Pflaumenbäume) angepflanzt wurden; der Ertrag ist jedoch von keinem großen Belang.

Neben der früher stärker betriebenen Rindviehzucht hat die Ziegenzucht sich mehr Geltung verschafft; die gewöhnliche Landrace des Rindviehs wird in neuerer Zeit durch Simmenthaler Farren verbessert. Schon im Jahr 1824 hat Se. Majestät der König zur Hebung der Viehzucht der Gemeinde zwei gute Farren zum Geschenk gemacht; gegenwärtig sind in der Gemeinde 8–9 von Bürgern gehaltene Farren vorhanden, und die Gemeindekasse reicht Farrenhaltern, welche sich durch gute Zuchtstiere auszeichnen, Geldunterstützung. Das Vieh wird noch in die Gemeinde-, zum Theil auch in die Staatswaldungen zur Weide getrieben. Der Viehhandel ist unbeträchtlich.

Schafzucht besteht nicht, und die Zucht der Schweine wird nur von Einzelnen schwunghaft betrieben; im Allgemeinen aber werden die Ferkel auswärts aufgekauft und gemästet meist in’s Haus geschlachtet.

Die Fischerei ist nicht unbeträchtlich und bildet einigen Nebenerwerb; in der Murg, von dem Mittelthal bis an die Reichenbacher Markungsgrenze, im Thonbach, in der Schönmünz, im Forbach und im Sankenbach hat der Staat das Fischrecht, welcher es um etwa 200 fl. jährlich verpachtet; die übrigen Fischwasser gehören einzelnen Bürgern. Die vorkommenden Fische sind hauptsächlich Forellen; die Murg beherbergt auch Aschen und Schuppfische[1].


  1. Früher mußten Baiersbronn und Kniebis jährlich etliche hundert dürre Forellen zur herzoglichen Hofküche liefern (s. Landbuch vom Jahr 1612. 4. I, S. 481).
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_175.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)