Seite:OAB Freudenstadt 199.png

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Der im Allgemeinen fruchtbare Boden besteht auf der Hochfläche und an den obern Thalgehängen aus einer Mischung von Lehm und den Verwitterungen des Hauptmuschelkalks, an den unteren Thalabhängen aus den Verwitterungen des Wellenmergels und theilweise des bunten Sandsteins, denen zuweilen eine fruchtbare Decke von Diluviallehm zukommt.

Die klimatischen Verhältnisse sind ziemlich günstig und viel milder als in Freudenstadt, so daß die Obstzucht, welche namentlich in der Nähe des Orts ausgedehnt getrieben wird, gut gedeiht, wiewohl die kalten Nebel des Glatt-Thales nicht selten auf den Ertrag derselben störend einwirken. Hagelschlag kommt nicht häufig vor; nur 1854 wurde die Markung sehr empfindlich von demselben heimgesucht.

Die Landwirthschaft wird im Dreifeldersystem fleißig und gut betrieben; sie beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Anbau von Dinkel, Hafer, Roggen und den gewöhnlichen Brachgewächsen. Gerste wird wenig gebaut. Bei einer Aussaat von 9–10 Sri. Dinkel, 31/2 Sri. Roggen und 5–6 Sri. Hafer liefert der Morgen im Durchschnitt einen Ertrag von 7–8 Schffl. Dinkel, 5–6 Schffl. Hafer und 3 bis 31/2 Schffl. Roggen. Die Güterpreise bewegen sich von 20 bis 200 fl. per Morgen. Von den Felderzeugnissen wird besonders viel Getreide nach Außen abgesetzt.

Die Wiesen, welche zu 2/3 gut genannt werden dürfen und von denen 1/3 Wässerung erhält, werden ziemlich stark gedüngt und ertragen im Durchschnitt 30 Ctr. Heu und 15 Ctr. Öhmd per Morgen; ihre Preise steigern sich von 50–250 fl. per Morgen.

Die ziemlich ausgedehnte Rindviehzucht ist in gutem Zustande; mit Zugvieh wird einiger Handel getrieben.

Schafzucht wird von einem Schäfer betrieben, an den die Gemeindeweide um 60 fl. jährlich verliehen ist, die Pferchnutzung sichert der Gemeinde eine jährliche Einnahme von 100 fl.

Die Gemeinde ist im Besitz von 185 Morgen Waldungen, deren jährlicher Ertrag mit etwa 54 Klaftern zur Hälfte an die Bürgerschaft vertheilt, zur anderen aber verkauft wird. Über das weitere Vermögen der Gemeinde und der Stiftungspflege s. Tabelle III.

Auf der Ortsmarkung zur rechten Seite der Glatt steht an dem Fuß der Thalgehänge jüngerer Süßwasserkalk (Kalktuff) an, der hier gebrochen und weit herum in dem Schwarzwalde abgesetzt wird.

Nördlich vom Ort, auf der sog. Dölle, ist man schon auf Grundmauern gestoßen. Auch südlich vom Ort, wo eine Stadt gestanden seyn soll, wurden vor ungefähr 30 Jahren noch einzelne Grundmauern, behauene Steine u. s. w. ausgegraben; auch findet sich in

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_199.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)