Seite:OAB Freudenstadt 206.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Dietersweiler,
Gemeinde III. Kl. mit 621 Einw., wor. 1 Kath. a. Dietersweiler, Dorf, 573 Einw. b. Lauterbad, Weiler, 48 Einw. – Pfarrfilial von Glatten; die Kath. sind nach Heiligenbronn, O.A. Horb, eingepfarrt.


a) Das Dorf Dietersweiler ist am Anfange eines Thälchens, welches in das Lauterthal einzieht, an dessen beiden leicht geneigten Abhängen hingebaut, etwas uneben, aber angenehm gelegen. Die häufig noch mit Schindeln gedeckten, zum Theil sehr ansehnlichen Gebäude gruppiren sich im Verein mit den sie umgebenden Obstbäumen nicht selten sehr malerisch. Der Ort ist 5/4 Stunden südöstlich von Freudenstadt und 3/4 Stunden nordwestlich vom Mutterort entfernt und mit der Umgegend durch die zunächst am Ort vorbeiführende Vicinalstraße von Freudenstadt über Glatten nach Sulz und durch eine Vicinalstraße nach Aach verbunden.

Die am östlichen Ende des Orts stehende Kirche, welche im Jahr 1745 sammt dem Thurme namhaft erneuert wurde, ist ohne Chor und hat spitzbogige Fenster, die in den Bogentheilen germanisches Maßwerk enthalten. Der massive, aus vier Stockwerken bestehende, mit einem Zeltdach gedeckte Thurm enthält 2 Glocken, die größere mit der Umschrift: „Osanna hais ich, Pantlion Sydler von Eßlingen gos mich, do man zalt 1487 Jar“, die andere mit den Worten: Me fecit Stuttgardiae Johann Friedrich Zwinger anno 1733. Das durch Emporen verdunkelte Innere der Kirche enthält nichts Bemerkenswerthes. Kirche und Thurm werden aus Gemeindemitteln unterhalten.

Der mit einer Mauer umfriedigte Begräbnißplatz liegt an der Kirche.

Das ansehnliche, in neuerer Zeit erbaute Schulhaus enthält auch die Wohnung des Lehrers und die Gelasse für den Gemeinderath; an der Schule unterrichten ein Lehrer und ein Lehrgehilfe.

In der Mitte des Orts stehen drei sehr alte, massive Gebäude, deren Äußeres ihre frühere anderweitige Bestimmung verräth; sie haben außer den uralten, rundbogigen Eingängen und einzelnen Schußscharten, an den Ecken noch Buckelsteine, und sollen der Sage nach zu einem adelichen Schloß gehört haben.

Der Ort hat 7 laufende Brunnen, welche im Dorf selbst entspringen, in trockenen Jahrgängen aber beinahe ganz versiegen, so daß das Wasser an der Lauter, 1/4 Stunde weit geholt werden muß; überdieß fließt durch den Ort ein kleiner Bach, der durch die Abflüsse aus den Brunnen verstärkt wird, auch ist eine Wette vorhanden.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_206.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)