Seite:OAB Freudenstadt 237.png

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dem Markgrafen Christoph ausstellte, Reyscher, Statut. Rechte 74), endlich im Jahr 1603 württembergisch.

Der Pfarrsatz ist der Krone zuständig.


Grünthal,
Gemeinde III. Kl. mit 645 Einw., worunter 16 Kath. a. Grünthal, Pfarrdorf, 315 Einw. b. Frutenhof, Weiler, 330 Einw. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Heiligenbronn, O.A. Horb, eingepfarrt.


In einem freundlichen, nicht tief eingeschnittenen Thälchen, welches sich bei Aach mit dem Glatt-Thale vereinigt, liegt hinter Obstbäumen versteckt, etwas still und abgeschieden der nicht große, angenehme Ort, dessen ländlichen, meist ansehnlichen Gebäude noch das unverdorbene Gepräge ächter Schwarzwälder Wohnungen tragen.

Gutes Trinkwasser spenden in Fülle 9 laufende Brunnen und überdieß fließt noch der Stockerbach mitten durch den Ort, daselbst eine Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, wie auch eine Sägmühle treibend.

An der nördlichen Seite des Orts liegt ziemlich erhöht die Pfarrkirche, deren Langhaus im Jahr 1592 von dem berühmten Baumeister Heinrich Schikhard von Herrenberg erbaut, gleichwohl mit seinen rundbogigen gefüllten Fenstern ein Beispiel des zu jener Zeit ganz heruntergekommenen Kirchenbaustyls liefert. Der mit einem halben Achteck schließende Chor stammt aus früherer Zeit und zeigt noch Spuren seiner ursprünglichen germanischen Bauweise. Der viereckige massive Thurm ist sehr alt und stammt aus einer weit früheren Periode als selbst der Chor; in seinen unteren 3 Stockwerken zeigt er Schußscharten und Bossagen an den Ecken, während das vierte, mit einem Zeltdach versehene Stockwerk spitzbogige und runde Schalllöcher hat. Die beiden Glocken sind 1780 und 1832 gegossen worden. Das verdunkelte und geschmacklose Innere der Kirche hat nichts Bemerkenswerthes. Der Bau der Kirche liegt der Stiftungspflege ob, deren Mittel aber hiezu nicht ausreichen, daher die Reparationskosten nicht selten auf die verheiratheten Bürger umgelegt werden. Der Begräbnißplatz liegt zunächst der Kirche.

Das im Jahr 1702 erbaute, im Jahr 1825 gründlich erneuerte Pfarrhaus, dessen Unterhaltung dem Staat zusteht, liegt angenehm in der Mitte des Orts und befindet sich in gutem baulichen Zustande.

Das sehr ansehnliche Schulhaus mit der Wohnung des Lehrers und den Gemeinderathsgelassen wurde in den Jahren 1842/43 mit

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_237.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)