Seite:OAB Freudenstadt 238.png

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einem Gemeindeaufwand von 10.000 fl. neu erbaut. An der Schule unterrichtet ein Lehrer; eine Industrieschule besteht seit 5 Jahren.

Allhier ist geboren den 26. Februar 1690 Israel Gottlieb Canz, Sohn des hiesigen Pfarrers. Er wurde Diaconus in Nürtingen 1720, Professor in Bebenhausen 1721, Special zu Nürtingen 1733, Professor der Beredsamkeit in Tübingen 1734, der Logik und Metaphysik 1739, der Theologie 1747 ebendaselbst. Er war ein gründlicher Philosoph (einer der bedeutendsten Leibnitzianer) und verdienter Theologe und starb im Jahr 1753.

Die Einwohner sind im Allgemeinen wohlgestaltete, fleißige, geordnete Leute, deren Haupterwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht und Arbeiten in den Waldungen bestehen; ihre Vermögensumstände sind befriedigend und es finden sich mehrere Ortsbürger mit einem Grundeigenthum von 60–70 Morgen, während der allgemeinste Besitz 20 bis 25 Morgen beträgt. Vermöge des schon milderen Klimas und der geschützten Lage gedeiht hier die Obstzucht besser als in der ganzen Umgegend und liefert beinahe jedes Jahr einen ziemlich guten Ertrag; es werden außer den gewöhnlichen Mostsorten auch Zwetschgen, etwas Kirschen und einige Sorten Tafelobst gezogen.

Von Gewerben sind, außer den gewöhnlichen Handwerkern, noch 2 Schildwirthschaften, eine Bierbrauerei und ein Kaufmann zu nennen.

Die nicht sehr ausgedehnte Feldmarkung ist, mit Ausnahme einiger unbedeutend eingefurchter Thälchen, meist eben und hat im Allgemeinen einen ziemlich fruchtbaren, aber schwer zu bebauenden, düngerbedürftigen Boden, der vorzugsweise aus den Verwitterungen der oberen thonreichen Schichten des bunten Sandsteins besteht und dem nur an einzelnen unbedeutenden Stellen theils Lehm, theils unfruchtbare Wellendolomite aufgelagert sind. Aus 2 Gruben wird Mergel gewonnen, welcher zur Besserung der Felder benützt wird; auch liefern die Abgänge der im Ort vorhandenen 15 Potaschesiedereien ein gesuchtes Düngungsmittel. Die auf der Markung vorkommende Hafnererde wird von 3 Töpfern verarbeitet. Bei dem im Dreifeldersystem fleißig betriebenen Feldbau sieht man hauptsächlich auf den Anbau von Dinkel und Hafer, während Gerste und Roggen untergeordnet sind; überdieß werden die in der Gegend üblichen Hackfrüchte und Handelsgewächse (Flachs, Hanf) gezogen. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 5–6 Scheffel Dinkel, 4–5 Scheffel Hafer, 5–6 Scheffel Gerste und 3–4 Scheffel Roggen angegeben. Die besten Äcker werden mit 200 fl., die mittleren mit 75 fl. und die geringsten mit 12 fl. pr. Morgen bezahlt. In ergiebigen Jahrgängen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_238.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)